22. Neurodivergenz und Mutter sein – Warum es so wichtig ist, seine Diagnose zu kennen

Shownotes

Natalia weiß seit ca. einem Jahr von ihrer ADHS. Sie ist vierfache Mutter, Doula und nun ganz neu auch Autorin. Sie hat das Buch geschrieben, das ihr selbst gefehlt hat – ein Buch über neurodivergente Elternschaft. Und in dieser Folge sprechen wir genau darüber. Was das im Alltag bedeutet, was herausfordernd ist, wo wir Unterstützung brauchen, aber auch darüber, wo unsere Stärken liegen. Ein ehrliches und sehr offenes Gespräch.

Hier findet ihr mehr über Natalias Arbeit:

Hier gehts zum wundervollen Buch:

Weitere Impulse für Alleinerziehende:

In Natalias Buch gibt es unendlich viele Impulse, die generell wertvoll sind. Egal, ob Partnerschaft oder nicht. Denn allen voran steht ja die Arbeit mit der eigenen Person. Die Unterstützung durch Partner*innen ist lediglich ein Puzzlestück. Die komplette Perspektive für alleinerziehende Elternteile (über das Thema Neurodivergenz hinaus) gibt es hier:

Und in meinem Ratgeber „Ein Kopf voll Gold“ befindet sich außerdem ein Kapitel dazu.

Weitere meiner Impulse findest du hier:

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Meine Kanäle:

Meine Bücher:

📚Wilma Wolkenkopf

📚 Wilma Wolkenkopf auf großer Fahrt

📚 Das kleine Häwas

📚 Ein Kopf voll Gold

📚 Hallo Schulanfang

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🎙️ Dieser Podcast wird produziert und betreut von Voice Art Productions

Transkript anzeigen

00:00:00: Hey, bevor du dir die Folge anhörst, möchte ich noch ein, zwei wichtige Dinge mitgeben.

00:00:06: In dem heutigen Gespräch tausche ich mich sehr, sehr ehrlich und aus der persönlichen Perspektive

00:00:12: mit Natalia darüber aus, wie es ist, neurodivagente Mutter zu sein.

00:00:17: Unsere Perspektive ist dabei aus einer bestehenden, unterstützenden Partnerschaft heraus.

00:00:23: Also wir beide haben die Möglichkeit, Aufgaben mit dem Partner aufzuteilen.

00:00:27: Das gilt natürlich weniger für Alleinerziehende und für diese Lebensrealität gibt es ergänzend

00:00:33: Impulse in den Shownotes.

00:00:36: Außerdem sprechen wir über Impulsivität und unsere Herausforderungen mit diesem neurodivagenten

00:00:42: Merkmal.

00:00:43: Es geht dabei und das soll ganz, ganz klar gesagt sein, nicht um körperliche Gewalt oder

00:00:48: so was Ähnliches, sondern um das, was einfach viele Eltern kennen, mal laut werden, genervt

00:00:53: sein, schimpfen.

00:00:54: Und es passiert im neurodivagenten Kontext aber einfach häufiger, schneller oder eben

00:01:00: deutlich unvorhergesehener und lässt einen darum besonders tief an den eigenen Fähigkeiten

00:01:06: als Eltern zweifeln.

00:01:08: Darum ist es so wichtig, für ein Selbst, aber eben auch für die Kinder, daran zu arbeiten

00:01:13: und das bringt mich zum letzten Punkt, den wir in der Folge nicht in dieser Tiefe besprechen,

00:01:18: Therapie und Medikamente.

00:01:21: Natalia und ich nehmen unter anderem aufgrund von Stillzeit noch keine Medikamente, können

00:01:27: dazu deswegen eben noch nicht so viel sagen, für mich ist das aber auf längere Sicht

00:01:32: geplant, weil ich das eben so eine wichtige Unterstützung finde.

00:01:36: Eine ebenso wichtige Unterstützung ist die Therapie.

00:01:39: Ich würde fast sagen, dass es ohne diese Aufarbeitung wirklich unlängst schwerer wird,

00:01:44: sich den Merkmalen zu widmen, bei denen man sich weiter Entwicklung wünscht, beispielsweise.

00:01:49: Ich selbst habe in Bezug auf meine Neurodivagenz schon eine ADHS-Gruppentherapie und eine Ergotherapie

00:01:55: durchlaufen und befinde mich aktuell in einer klassischen Psychotherapie.

00:02:00: Zu den Therapiemöglichkeiten wird es aber bestimmt noch mal eine eigene Folge geben,

00:02:05: weil das doch deutlich mehr ist als eine kleine Randnotiz.

00:02:09: Es soll nur als Unterstützungsweg hier schon ganz deutlich genannt werden.

00:02:13: Aber jetzt ab in die vielen kleinen Tricks im Alltag und damit viel Spaß mit der Folge.

00:02:21: "Ich habe das Buch geschrieben, das ich selbst so dringend gebraucht hätte", sagt Nataljala

00:02:28: Motta, Autorin des Buches Chaos Kinder und Konfetti, was neue, divergente Mütter entlastet,

00:02:34: stärkt und ihren neues Selbstbewusstsein schenkt.

00:02:37: Natalja ist vielfacher Mutter, Dula und hat im deutschbarigen Raum den Begriff "Muttertät" geprägt.

00:02:44: Ich bin witzigerweise genau mit diesem Thema vor Jahren auf Natalja gestoßen,

00:02:48: als sie im Podcast die friedliche Geburt genau über dieses Phänomen gesprochen hat.

00:02:52: Und kaum etwas hat mich in Bezug auf die ersten Wochen mit Baby und zwar jedes Mal,

00:02:58: ich habe ein paar mehr Kinder, so abgeholt wie dieses Phänomen.

00:03:03: Also direkt meine Empfehlung, an dieser Stelle für diese Folge kann man sich auch noch ganz gut anhören.

00:03:09: Mittlerweile ist Natalja um eine ADHS-Diagnose reicher und hat eben ein Buch geschrieben

00:03:15: über neurodivagente Elternschaft, genauer neurodivagentes Muttersein, also da liegt der Schwerpunkt drauf.

00:03:21: Und ich durfte es bereits vor einiger Zeit lesen und kam aus dem Nicken gar nicht mehr heraus.

00:03:27: Es ist unheimlich sensibel geschrieben, bezieht ganz viele Perspektiven mit ein,

00:03:32: das mag ich immer sehr, und hat, wie man so schön sagt, Hand und Fuß.

00:03:37: Und ich bin mir sehr sicher, dass es ganz vielen Müttern eine ebenso wertvolle Hand reichen wird.

00:03:43: Liebe Natalja, du hast das geschrieben, was du selbst so dringend gebraucht hast.

00:04:02: Welche unbeantwortete Frage stand denn für dich am Anfang so deiner ADHS-Reise?

00:04:07: Also am schwersten habe ich mir getan mit dem, was jetzt.

00:04:13: Also es war ein Juhu da, als es tatsächlich dann schwarz auf weiß auf dem Papier stand.

00:04:22: Und dann kam aber recht schnell schon dieses, okay, und was mache ich damit?

00:04:27: Wie kann ich jetzt für mich sorgen oder was würde mir helfen, jetzt mit dieser Erkenntnis weiterzumachen?

00:04:35: Wie hast du diese Frage im Laufe der Zeit dann beantwortet für dich oder diese Suche weitergeführt?

00:04:40: Ja, ich habe erst mal eine Literatur gesucht.

00:04:42: Ich wollte erst mal ein Ratgeber für mich.

00:04:45: Ich habe tolle Ratgeber gefunden für spätdiagnostizierte Frauen.

00:04:49: Da habe ich auch viel wiedererkannt und auch schon viel Wissen gewonnen, dann tolle Bücher für Eltern von neurodivergenten Kindern.

00:05:00: Und genau diese eine Lücke für die Eltern, aber wie du schon gesagt hast, besonders für die Mütter, da haben mir Tipps gefehlt.

00:05:10: Also wie korriguliere ich jemanden, wenn ich selber Korregulation brauche zum Beispiel?

00:05:15: Oder wie kann ich für mich sorgen, wenn ich reizüberflutet bin, aber diese Pausen nicht da sind?

00:05:25: Weil meine sozialen Kontakte mit mir zusammen wohnen, permanent.

00:05:30: Oder ich mich natürlich auch um sie kümmern darf.

00:05:34: Und vor allen Dingen, wie schaffe ich meine Hyperfokustheber noch irgendwie?

00:05:40: Also weil das auch so eine Art von Regulation für mich ist, wenn mich etwas interessiert, da reinzugehen und mich damit zu beschäftigen.

00:05:46: Und das geht auch nicht, wenn du immer wieder unterbrochen wirst.

00:05:49: Und diese, also das waren die großen Fragen, die ich hatte.

00:05:53: Und ich habe mich mithilfe von ausprobieren, bei mir einfach ausprobieren, was funktioniert.

00:06:00: Anlesen, wie es andere vielleicht machen und dann versucht, das Beste daraus zusammenzuschreiben.

00:06:09: Also es war viel Try and Error und verschiedene Aspekte, auch aus dem Sport zum Beispiel oder so.

00:06:16: Ich habe wirklich versucht, verschiedene Tipps und Methoden, Strategien zusammenzuführen,

00:06:22: die auch für Neurodivergente, wenn man das jetzt so als Gruppe nehmen kann, dass sie immer sehr individuell funktionieren können.

00:06:30: Über genau diese Tipps werden wir im Verlauf dieser Folge auf jeden Fall noch genauer sprechen.

00:06:35: Du hast gerade gesagt, dass du von diesem ersten Juhu nach der Diagnose dann eben in die ersten Fragen kommest, so was mache ich denn jetzt damit?

00:06:45: Und nun?

00:06:46: Was kommt jetzt, wie mache ich weiter, was kann ich da in meinem Alltag jetzt anpassen vielleicht?

00:06:53: Dieses Juhu, da würde ich gerne noch mal drüber sprechen. Warum war das ein Juhu?

00:07:00: Weil ich irgendwie schon dachte, dass das für mich ein Thema ist und ich fühlte mich sehr angesprochen im Allem, was ich zuvor dazu recherchiert hatte, zu dem Thema.

00:07:10: Ich war mir ziemlich sicher, dass es nicht betrifft, dass ich dabei bin, aber so diese letzte Sicherheit hatte ich natürlich nicht.

00:07:21: Und das hat mich dann auch im Laufe der Diagnostik auch ein bisschen verunsichert.

00:07:26: Es war immer so ein Rest da, so ein Restunsicherheit da. Vielleicht bin ich mir das nur ein.

00:07:31: Habe ich mich jetzt vielleicht doch zu sehr reingelesen und kann ich die Fragen jetzt schon irgendwie manipulieren oder die Antworten besser gesagt?

00:07:38: Es war so sicher, ich mir war, dass ich eine Diagnose bekommen werde, gleichzeitig, das ist so komisch, weil es war eben gleichzeitig da, war auch so eine Unsicherheit da, dass ich es mir vielleicht doch einbilde oder ich das nur als Ausrede gerne hätte.

00:07:51: Und ich bin ja schon 40 Jahre gut durchs Leben gekommen, ohne eine Diagnose und dann gab es ja noch ein paar so Verunsicherungen durch vermeintliche Expert*innen oder auch im Freundeskreis.

00:08:05: Du, nein, du doch nicht, du kannst doch das und das und du hast so viele Kinder und du schaffst so viele Sachen.

00:08:12: Das kann doch nicht sein, dass du eine ADHS hast. Deswegen war ich verunsichert.

00:08:16: Ja, also ich fühle das genauso und ich weiß, dass ganz viele kurz vor ihrer Diagnose genauso fühlen.

00:08:23: Deswegen ist es mir so wichtig, diesen Punkt hier mit reinzubringen.

00:08:26: Du hast gerade gesagt, vielleicht nutze ich das ja doch nur als Ausrede oder du hattest diese Angst, dass das so ist.

00:08:33: Für was wäre das die Ausrede gewesen?

00:08:36: Für die Sachen, die ich mich hinbekomme, die ich mich schaffe.

00:08:40: Ich habe meine Herausforderung, die sich immer wieder wiederholen und das ist das, was mich am meisten immer geärgert hat, weil ich mir dachte, okay, dass man mal in seinem Leben einmal einen Flug verpasst oder einen Zug, das passiert jemals, ist okay.

00:08:55: Bei mir hatte ich das Gefühl, es gibt irgendwie wenig Lerneffekte.

00:09:00: Die Dinge wiederholen sich viel zu oft.

00:09:03: Ich habe nicht einmal von jemandem Geburtstag vergessen, sondern immer wieder.

00:09:09: Ich habe nicht einmal die Sache verloren, Kopfhörer, keine Ahnung, sondern immer wieder.

00:09:15: Und dieses, das ich gefühlt nicht lerne aus meinen Fehlern, da kriegt man ja immer wieder zu hören, du musst nur das und das machen, du musst doch nur.

00:09:25: Und man muss ja nur früher losfahren und du weißt auch dann, wie weit der Weg ist zum Zug oder zum Flughafen, was auch immer.

00:09:32: Ja, und trotzdem klappt das irgendwie nicht. Und wenn es dafür eine andere Begründung gibt als, es liegt an dir, du musst dich einfach nur mehr anstrengen, dann wäre das eine Entlastung für mich.

00:09:48: Wenn ich jetzt aber zu hören bekomme, du hättest das wohl gerne so, es liegt schon an dir, das war diese Angst, dass ich mir das einfach nur so sehr wünsche, diese Antwort zu bekommen auf die Fragen, warum ich immer wieder Dinge vermassle.

00:10:02: Oder vergesse oder ja, aus solchen Antworten, die ich natürlich selber, also das fühle ich selber sehr.

00:10:10: Ich weiß wie gesagt, dass es auch ganz vielen anderen vor allen Dingen Frauen vor ihrer Diagnose so geht, aber nicht nur es betrifft auch männlich gelesen Erwachsene.

00:10:18: Weil einfach in solchen Aussagen wie dieses ja nicht, dass ich mir nur wünsche, es liegt nicht mehr an mir, aber letztendlich ja, na klar, eigentlich liegt es an mir.

00:10:27: Ich kann das nicht gut genug oder ich bin nicht gut genug oder ich kann es halt nicht besser oder wie auch immer.

00:10:32: Da stecken einfach, du hast gerade gesagt, 40 Jahre unerkannte Neurodivergenz dahinter und die bringt natürlich ein gewisses, sehr gefestigtes Selbstbild mit.

00:10:42: Man kriegt ja auf dem Weg dahin an sehr vielen Stellen mit, ich löse Dinge anders als andere, ich empfinde irgendwie anders als andere, nicht schlechter und nicht besser, aber eben anders.

00:10:52: Und dieses anders ist in unserer Gesellschaft eben nicht unbedingt immer was Willkommenes, gerade so im Schulkontext, durch den man ja doch auch eine Zeit lang durchgegangen ist, nicht.

00:11:01: Sondern dieses anders wird in der Regel eher negativ bewertet, sei nicht so laut, sei doch mal leise, setz dich doch mal hin, sitz doch mal still, hast du das schon wieder verbummelt?

00:11:11: Mensch, du weißt, wie viel diese Dinge kosten und so weiter und so fort.

00:11:14: Also du kriegst einfach auf diesem Weg so oft negatives Feedback, dass man so verinnerlicht hat, selber das Problem zu sein und so ging es mir ganz genau so.

00:11:24: Ich sogar auch nach der Diagnose im Auto saß, nach Hause gefahren bin und dachte, und dann hatte ich Diagnosen im Poster, die Angst hat sich nicht bewahrheitet, sondern ich habe dieses Geschenk bekommen der Entlastung, der Schuldentlastung.

00:11:43: Ich bin gar nicht Schuld an allem, ich bin hier gar nicht die ganze Zeit das Problem.

00:11:47: Es ist einfach eine andere Art und Weise mit der täglichen Welt umzugehen und ich dachte, es kann doch jetzt aber doch nicht sein, dass das jetzt so so einfach ist, dass ich hier einfach so dieses Geschenk bekomme und damit jetzt nach Hause fahren kann.

00:12:02: Also es hat selbst danach noch lange gedauert, bis ich das wirklich für mich annehmen konnte.

00:12:07: Und darum finde ich das eben so wichtig, das hier so sichtbar zu machen, weil ich wirklich auch in meinem engeren Kreis nicht wenige Menschen kenne, die sich diesen Schritt nicht trauen, weil sie sagen, ja, ach nee, irgendwie passt es dann doch nicht oder ich bin ja gut klag gekommen, ich wäre doch nicht so gut klag gekommen, wenn.

00:12:27: Und hier sitzen zwei durchaus von außen betrachtet sehr erfolgreiche Frauen, Mehrfachmütter, die sehr, sehr viel auf die Kappe gekriegt haben und auf die Reihe gekriegt haben.

00:12:37: Und trotzdem oder vielleicht sogar deswegen, die sich hier am Ende in den Händen hielten und ein bisschen Mut zu sprechen an der Stelle, sich dieser Geschichte anzunehmen.

00:12:48: Ich habe und da kommen wir jetzt so ein bisschen in diese Katalysator Funktion des Mutterseins.

00:12:55: Du schreibst in dein Buch auch, dass das der Punkt war, wo du endgültig dachtest, Moment mal.

00:13:01: Und das war bei mir durchaus ähnlich und da erschien vor einer Weile ein Artikel in der süddeutschen Zeitung.

00:13:09: Ich weiß nicht, ob du das damals mitbekommen hast.

00:13:11: Und da ging es auch unter anderem um das Thema ADHS, ADHS im Erwachsenenalter und vor allen Dingen ADHS in der Mutterschaft.

00:13:19: Und dort wurde, ich zitiere, über das Erkennen des Monsters in mir gesprochen.

00:13:25: Das war damals, in unserer neurodiverganten Bubble ging das sehr rum, dass das eine sehr schwierige Darstellung dieser neurodivergents ist und dessen was passiert, wenn man so Mutter wird.

00:13:37: Was löst diese Beschreibung, dieses wording in dir aus?

00:13:41: Gänsehaut und ich fühle gleich so eine unangenehme Hitze im Körper, die sich so verteilt.

00:13:50: So eine heiße Dusche, weil es leider, glaube ich, genau diese große Angst oder diesen wunden Punkt trifft von mir und meine Herausforderung damit, meine Emotionen zu regulieren oder auch meine Impulsivität irgendwie im Griff zu haben als erwachsene Person.

00:14:15: Muss ich immer dazu sagen, weil das ist, da hat man andere Erwartungen.

00:14:21: Also ich weiß, viele erwarten das selbst schon von Kindern, aber ich würde das von Erwachsenen erwarten, dass sie sich in Griff haben mit Anführungszeichen.

00:14:31: Und das habe ich nicht, nicht so, wie es gerne hätte.

00:14:36: Und daran arbeite ich, seit ich Mutter bin eigentlich, dass es so eine meiner größten Baustellen ist, mich zu regulieren, reguliert zu sein.

00:14:48: Und wenn ich dann so etwas lese, wie weckte das Monster an mir, dann trifft das einmal den Punkt, dass ich mich wahrscheinlich selber auch schon mal so bezeichnet hätte oder mich so gefühlt habe, weil ich mich geschämt habe und mich schuldig gefühlt habe.

00:15:04: Dafür, wie ich mich verhalten habe, so wollte ich mich nicht verhalten und so habe ich mich vor der Mutterschaft auch irgendwie nicht verhalten.

00:15:10: Ich war eher entspannt, so hätte man mich beschrieben von außen und innen habe ich mich jetzt auch nicht extrem aufbrausend wahrgenommen.

00:15:23: Also ich war jetzt nicht die Typische im Autoschimpferin oder weiß ich nicht, natürlich war ich mal wütend.

00:15:29: Aber ich konnte mich irgendwie immer gut wieder regulieren, so meine Wahrnehmung.

00:15:34: Das waren nicht meine Baustelle, meine Baustelle waren eher Orgasachen und Tollpatschigkeiten, so was.

00:15:41: Und mit der Mutterschaft kam aber dieses Emotionale und da bin ich ein bisschen erschrocken, vor mir.

00:15:48: Und wenn dann jemand so ein Titel formuliert, dann trifft er mich direkt in meiner größten Angst,

00:15:54: dass ich mich, dass ich eben, ja, ich kann es nicht mal aussprechen, weil es sich so wild anfühlt,

00:15:59: dass ich mich wie ein Monster verhalte in, in, in einigen Situationen.

00:16:05: Ist das ein Gefühl, was du heute noch hast?

00:16:09: Besser, weniger, aber es ist, glaube ich, also ich kann es noch nicht komplett ausschließen.

00:16:20: Und ich überlege gerade, woran das liegt, ob es daran liegt, dass ich jetzt erst seit einem Jahr meine Diagnose habe,

00:16:25: also dass ich noch gar nicht so lange diese Sachen ganz bewusst anschauen kann.

00:16:32: Und da einfach zehn Jahre Scham schon internalisiert wurden.

00:16:37: Aber ja, also ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen und ich denke mir immer noch manchmal,

00:16:42: das war nicht cool von dir jetzt, das wollten wir doch anders.

00:16:47: Wie gehst du mit solchen Momenten um?

00:16:51: Also das dank der Diagnose, eine Sache ist besser geworden.

00:16:56: Ich sage das jetzt so und bis ich das fühle, dauert es ein bisschen.

00:16:59: Aber ich versuche mir das, möglichst schnell selbst zu verzeihen, als erster Schritt.

00:17:04: Ich denke mir, so, das war nicht cool und das verzeihst du dir jetzt mal ganz schnell selbst und kümmerst dich mal schnell um dich.

00:17:11: Und als nächstes reden wir mit den Kindern, mit denen ich zum Glück jetzt auch schon reden kann, vom Alter her und auch so.

00:17:19: Und du entschuldigst dich und du erklärst, dass das was passiert ist, nicht in Ordnung war.

00:17:26: Und was der Grund dafür ist, weil mir ist sehr wichtig, dass meine Kinder das nicht auf sich beziehen.

00:17:32: Das ist so ein bisschen, was mir auch hängen geblieben ist von meiner Kindheit, aufzudenken, du bist schuld.

00:17:37: Du weißt, der andere verhält sich vielleicht nicht okay, aber du hast immer das Gefühl, trotzdem hast du es irgendwie provoziert oder irgendwie hast du es hervorgerufen.

00:17:44: Und mir ist sehr wichtig, dass sie wissen, dass es nur meine Baustelle und sie wissen es ja mittlerweile auch schon.

00:17:50: Also wir haben schon viele Gespräche geführt, wir müssen nicht mehr bei null anfangen.

00:17:55: Es ist eher ein, oh Gott, das tut mir so leid, es war das und das und das und wir kennen uns.

00:18:04: Also wir haben ja auch schon verschiedene Situationen zusammen erlebt, wo wir sagen können, weißt du noch, das war da wie beim, beim, keine Ahnung.

00:18:11: Als wir damals alle so Hunger hatten und weiß ich nicht.

00:18:14: Ja, ein großes Thema auch bei uns.

00:18:17: Hast du eine konkrete Situation, die dir vielleicht da immer wieder in den Kopf kommt, wenn du denkst, oh, da war ich dieses in Anführung strichen "Monster".

00:18:28: Ich möchte das so gar nicht mitnehmen, weil es ist ja einfach das, wovon man die Angst hat.

00:18:32: Aber da war ich einfach dysreguliert und meine Kinder haben es ausbaden müssen.

00:18:37: Und ich kann dir sagen, ich werde auch gleich was sagen.

00:18:39: Ich glaube, dass hier gerade niemand diese Folge hat und sagt, also was?

00:18:43: So habe ich mich ja noch nie gefühlt, was ist denn bei den beiden los?

00:18:47: Und egal, ob Neurodivagent oder nicht, ich glaube, die solche Punkte kommen, Mütter, Väter, Eltern, Teile, früher oder später, allemal.

00:18:55: Es ist wie immer im neurodivagenten Bereich einfach auf einem anderen Niveau.

00:19:00: Es hat eine andere, was ist ganz anders in uns verankert, wenn solche Dinge passieren.

00:19:05: Wie du sagst, der Schuldbutton ist ein ganz anderer.

00:19:07: Die Scham ist eine ganz andere und es braucht einfach da eine andere Form von Arbeit auch da dran.

00:19:13: Hast du da noch so irgendwas, was dich ein bisschen verfolgt, was du mit uns teilen möchtest, nur wenn du das möchtest?

00:19:20: Also, es gab immer wieder Situationen, wo das eher passieren konnte.

00:19:24: Das war, als die Kindern noch recht klein waren, die jetzt größer sind, gegen abends, so Abendessen-Situation.

00:19:32: Da ist es durchaus öfters passiert.

00:19:34: Egal, wie gut ich mir das am Vormittag für mich gesorgt habe und wie sehr ich mir das vorgenommen habe, am nächsten Tag werde ich nicht laut,

00:19:43: werde ich mich nicht ärgern über Nichtigkeiten, umgekippte Gläser oder weiß ich nicht.

00:19:52: Und trotzdem ist es dann passiert.

00:19:54: Also es gab, es gab so Situationen, wo es eher dazu gekommen ist oder wenn ich wirklich schon unbedingt diesen Feierabend mir herbeigesehnt hatte.

00:20:04: Und ich war alleine mit den Kindern und ich habe sie begleitet beim Einschlafen und es hat einfach nicht funktioniert.

00:20:09: Es ist ja nur rumgeturnt und ich habe es nicht geschafft, dass wir uns, was sie sich mal hingelegt haben, neben Milch oder dann noch Wasser,

00:20:17: dann noch das, dann noch das Kuscheltier, dann noch Taschentücher.

00:20:21: Und in mir innerlich, ich merkte, wie angespannt ich werde, wie wütend ich werde, wie ich auf meine Uhr schaue, dass ich jetzt einfach fertig sein will mit diesem Dienst jetzt für heute.

00:20:34: Serviceende.

00:20:35: Serviceende, Feierabend.

00:20:37: Das waren oft so die Situationen.

00:20:41: Also meistens kann da mehr was zusammen.

00:20:43: Entweder es war schon, es war schon spät oder ich habe auch häufig bei Druck, bei Zeitdruck.

00:20:51: Wenn es darum ging, irgendwo zu sein und ich wusste, wir müssen da pünktlich sein, das kann das kann auch noch dazu geführt haben.

00:20:58: Und am Anfang hatte ich auch, war mein Städtes Gewissen auch noch größer, weil das nur ich das nur bei mir beobachtet habe.

00:21:06: Ich habe natürlich niemand anderen dabei gesehen.

00:21:08: Ich war auch recht früher, ich war die erste im Freundeskreis irgendwie mit Kindern und am Anfang war mein Mann sehr viel weg.

00:21:17: Also er hat mehrere Tage in der Woche immer am Morgen gegangen und kam erst nach zehn Uhr, also wirklich, als schon alles vorbei war.

00:21:28: Und ich habe das alles allein gemacht mit den Kids, mit dem Hund noch dazu.

00:21:33: Und wenn er mit den Kindern war, war er immer total entspannt, ruhig, sass am Boden, hat mit ihm gespielt und ich dachte mir, wie schlecht bin ich eigentlich?

00:21:42: Wieso wird er nie laut?

00:21:45: Wieso verliert er sich nie oder verliert nie die Fassung so?

00:21:49: Und irgendwann haben wir unsere Zeit, unsere Arbeitszeiten angepasst, er war mehr zu Hause, er war mehr mit den Kindern.

00:21:57: Und als ich ihn das erste Mal gehört habe, wie er laut wurde, habe ich gemerkt, wie meine Schultern runtergefallen sind, weil ich mir gedacht habe,

00:22:05: okay, es liegt nicht nur an mir, es liegt auch ein bisschen an, wir sind nicht Pause haben und viel dafür zuständig zu sein.

00:22:15: Ja, das war bei uns ganz ähnlich in den ersten Jahren und Höhepunkt dieser ganzen Sache war die Pandemie.

00:22:23: Und ich war plötzlich mit zwei Kindern, die ja auch mittlerweile schon seit Längerem bestätigt, mehrfach Neurodivergenz sind.

00:22:30: Ich selber zu Hause, ich musste eine Schule durchdigitalisieren, ich musste jeden Tag irgendwie lesen, okay, wann ins Klassenzimmer zurück,

00:22:38: wie ins Klassenzimmer zurück, dann hat es bei uns mit der Notbetreuung unserer eigenen Kinder nicht so verlässlich funktioniert und war ein Riesenhickack.

00:22:45: Also genau, und dann dieses "Wir dürfen nicht raus, wir können uns nicht viel bewegen", Bewegung.

00:22:50: Es fehlten hier drei Neurodivergenten-Menschen extrem Bewegungsmöglichkeiten.

00:22:54: Dann hat man natürlich die ersten paar Tage noch mit Vollauelfri irgendwie vom Fernseher zu irgendwelchen Filmen.

00:23:01: Und ich weiß, also das hat das einfach komplett und dann wirklich dieses dem Gehirn Futter geben und es hat das Ganze so potenziert.

00:23:11: All das, was noch nicht geklärt war, noch nicht aufgearbeitet war, uns noch nicht bewusst war, wurde in so ein winzig kleines Glas reingestopft und ist da da drin einfach hoch gegangen.

00:23:21: So hat sich das angefühlt irgendwie.

00:23:23: Einerseits war ich am Ende dankbar dafür, weil das wirklich der Punkt war, also ich brauche sehr lange, bis ich sage, okay, vielleicht braucht ein kleines bisschen Hilfe.

00:23:33: Und das hat es einfach so deutlich gemacht, dass ich wusste, jetzt ist der Moment, jetzt gehen wir das an, es geht nicht mehr, ich schaff das nicht mehr.

00:23:40: Und ich weiß, mein Mann war selbstständig zu dieser Zeit, also hatte eine eigene Firma mit Mitarbeitenden, hatte Verantwortung, musste die auch irgendwie durch die Pandemie führen.

00:23:48: Und der ist immer, weil er so ein Einzelbüro hatte, ist der morgens hier raus, um in Ruhe zu arbeiten.

00:23:52: Dieser Moment, wenn ich wusste, gleich geht er und dann bin ich hier alleine, bis auch lange abends.

00:23:59: Ich habe diesen Moment irgendwann angefangen, aus tiefstem Herzen zu hassen.

00:24:04: Das war für mich ein richtiger Punkt am Tagesablauf, dass ich dachte, jetzt, ich bin eigentlich schon permanent dysreguliert, weil alles zu viel ist hier und diese Pandemie.

00:24:12: Man muss mit den ganzen Sachen umgehen und zwar Kinder zu Hause im Kindergarten, Alter und oh mein Gott.

00:24:16: Und gleich bin ich alleine, das war wirklich schwierig.

00:24:19: Und wir fragen uns bis heute, warum eigentlich keiner von uns zwischendurch die Notbremse gezogen hat.

00:24:24: Ja, danach haben wir das dann gemacht.

00:24:26: Danach war klar, wir müssen uns hier anders aufteilen, wir müssen das hier ganz anders irgendwie organisieren.

00:24:31: Du hast jetzt schon angesprochen, einer der Punkte war natürlich, was heißt natürlich, einer der Punkte war für euch in der Elternschaft, eine andere Verteilung hinzubekommen an Verantwortung.

00:24:43: Das war es bei uns auch, bevor wir auf weitere Möglichkeiten eingehen, damit zu arbeiten.

00:24:49: Du hast schon gesagt, also ich verzeihe mir das, das ist die Arbeit mit sich selber.

00:24:52: Ich versuche es mir schnell zu verzweien und den Kindern, ja genau.

00:24:56: Und erkläre den Kindern, das ist ein Weg, den wir hier auch gehen.

00:25:00: Bevor wir da gleich nochmal genauer einsteigen, was man noch so alles machen kann, ich habe jetzt schon herausgehört, die größte Herausforderung für dich ist eigentlich so dieses emotionale,

00:25:09: dieses sich regulieren, das gut begleiten zu können, weil man eben selber nicht in dieser Regulation ist und mit Impulskontrolle dann auch umzugehen.

00:25:19: Ist das richtig? Sind das so die größten Herausforderungen?

00:25:23: Die größten, nicht die einzigen, also ja, aber die größten.

00:25:26: Wie sieht es bei euch mit Alltagsstruktur aus und so Organisationssachen?

00:25:30: Ja, versuchen wir uns aufzuteilen mit vielen kalender, bunten Kalendern.

00:25:38: Also ich muss sagen, es ist sehr, kommt drauf an.

00:25:42: Manchmal geht es ganz gut, wir haben ja jetzt Juli noch Schule in Bayern und der Juli ist irgendwie der Dezember, der Sommer Dezember.

00:25:51: Erste nur feste Abschiede, Konzerte gefühlt und Geburtstag, irgendwie hat jeder Geburtstag, die meisten Freunde.

00:26:01: Es ist so viel zu tun, ich dachte, es funktioniert eigentlich mittlerweile ganz gut.

00:26:05: Wir haben das auch so ein bisschen aufgeteilt, wofür mein Mann zuständig ist, für welche Hobbys, um Geschichten und für welche ich.

00:26:11: Aber also leider gestern habe ich festgestellt, dass ich zum Beispiel eins meiner Kinder doppelt verdatet habe.

00:26:20: Also vor ein paar Wochen jemand anderen zugesagt für diesen Tag und spontan am Tag zuvor,

00:26:25: einer anderen gesagt, ja klar, weil ich es vergessen habe, im Kalender einzutragen.

00:26:29: Und dann musste ich eins oder mehrere Kinder enttäuschen, weil die konnte natürlich dann nicht gleichzeitig zu beiden Verabredungen gehen.

00:26:37: Und so was merke ich, dass mir das, egal wie gut wir es planen und strukturieren, nach wie vor trotzdem passiert.

00:26:45: Die Schule strukturiert uns schon ein bisschen und die Hobbys auch, das hilft uns, dieser Rahmen, das ist dann nochmal ein Ferien,

00:26:51: das habe ich nochmal eine ganz andere Herausforderung, wenn das alles wegfällt.

00:26:55: Einerseits auch Entlastung, finde ich, also einmal schnaufig durch und denke mir, ach cool, nicht mehr dieser Stress.

00:27:03: Aber dann steht irgendwie anderer Stress, also wir füllen das immer gut aus, muss ich sagen, oder ich fühle meine Tutus immer irgendwie aus.

00:27:12: Mich hatte auch letztens das jemand gefragt, ja, vor vier Kinder und wie schafft man das alles?

00:27:19: Und dann habe ich da mit einer Freundin drüber gesprochen, die selber auch Neurodivergent ist,

00:27:24: und die hat gesagt, ja, aber wenn du dich vier Kinder hättest, du hättest halt fünf Hunde oder noch zwei Nebenjobs mehr oder noch ein Hobby dazu.

00:27:33: Also sie glaubt nicht daran, dass es so ist, dass mein Stress deswegen ist, weil ich mir so viel reinnehme.

00:27:42: Beziehungsweise ich würde es immer machen, es wäre halt dann andere Punkte, andere Tutus, die da reinkommen würden.

00:27:47: Ich fühle es mir immer sehr bewusst unbewusst, sehr gerne bis zum Rand auf, schon immer.

00:27:56: Und deshalb, ja, Strukturen versuchen wir, aber ich scheite auch gut regelmäßig.

00:28:05: Ja, wir auch. Diese Verabredungsgeschichten sind bei uns auch so, dass ich dann auch einfach, wenn das nur so eine lose Verabredung war, also lose,

00:28:14: also schon irgendwie, man macht das mündlich aus und was nicht im Kalender steht, wird nicht passieren.

00:28:19: Und deswegen ist wirklich auch unser wichtigstes Tool, ist der gemeinsame Kalender und ich zwinge mich wirklich ganz, ganz doll dazu.

00:28:27: Auch wenn ich es hasse, aber in dem Moment, wo ein Termin reinkommt, ist der sofort, sofort.

00:28:34: Genau, und wenn das nicht passiert, dann kann ich quasi fast garantieren, dass der vergessen wird, dass der nicht stattfindet oder wie auch immer.

00:28:42: Aber und es gibt kein 100 Prozent, auch wenn mein Gehirn, die manchmal gerne hätte, so dieses Ich habe das alles hingekriegt, funktioniert halt nicht.

00:28:51: Aber zu sagen, den Großteil, den ganz, ganz großen Teil der Termine und Organisationspunkte bekommen wir hin.

00:28:58: Die Kinder sind morgens, soweit es geht bündlich an Ort und Stelle, wir holen sie ab, die Hobbys funktionieren verlässlich,

00:29:07: sie haben Verabredung und so, so was passiert mir auch immer wieder und es wiegt einfach ein bisschen anders, weil da eben eine andere Scham dran hängt.

00:29:14: Aber im Großen und Ganzen, also auch unser wichtigstes Tool ist dieser gemeinsame Kalender und ich bemühe mich so gut es geht, wirklich alles da sofort reinzuschreiben.

00:29:31: Was sind denn so weitere Hilfen für den Alltag oder für das Bewältigen eines neurodivergenten Familienalltags?

00:29:40: Also für mich war wichtig oder mir hat geholfen dieses Wissen, dass zum Beispiel meine Fähigkeit, Zeit einzuschätzen, zu überschätzen, zu unterschätzen,

00:29:51: was ich in wie vielen Minuten schaffe, wie viele ich für bestimmte Wege brauche, zu verstehen, dass das für mich schwer ist, so wie für manche Leute schwer ist, Texte zu lesen oder gar nicht so sehr eine Kompetenz, die ich irgendwie irgendwann auf 100% erreichen werde.

00:30:09: Das war für mich einerseits eine Entlastung, weil ich verstanden habe, dass es dafür einen Grund gibt, warum es mir so schwer fällt und ich konnte das dann mit meinem Mann auch gut erklären,

00:30:19: weil das war immer so ein Problem, er hat es einfach nicht verstanden, er hat einfach nicht verstanden, warum ich ihm nicht sagen kann, wann ich zurück bin oder doch, ich sage es ihm, aber es ist nie die Zeit, er muss immer eine halbe Stunde oder irgendwas drauf rechnen,

00:30:32: weil ich es nicht schaffe und er kann auch nicht verstanden, warum, wenn wir jetzt eine halbe Stunde haben und los müssen, ich plötzlich die Küchenschublade anfange auszusortieren.

00:30:42: Das hat jetzt einfach keine Prio oder irgendetwas andere, wir sollten doch jetzt gerade, ich weiß nicht, das Frühstück fertig machen und dieses Wissen, das mit der Diagnose kam, das hat uns insofern entlastet, dass wir drüber sprechen konnten, dass ich ihm sagen konnte, hey, ich habe da Schwierigkeiten, ich brauche da Unterstützung.

00:31:03: Es ist nicht böse gemeint, es ist nicht, weil du mir egal bist oder ich mir denke, der wartet halt eine halbe Stunde, passt schon, seine Zeit ist mir irgendwie nichts wert, weil so kommt es dann manchmal beim anderen an, dass es, dass mir seine Zeit egal ist oder dass ich mich nicht, nicht dass ich es nicht kann, sondern dass ich es nicht will.

00:31:21: Und da hat mir geholfen, das hat uns geholfen, darüber zu sprechen und jetzt, also ich schäme mich fast schon das zu sagen, aber wie bei einem kleinen Kind, der kommt zu mir und sagt, hey, du hast einen Termin, wo ist der? Weißt du, wann du los musst, damit du es schaffst?

00:31:35: Und erinnert mich dann daran, oder auch wenn ich irgendwo bin, vor allem bei meinen Dula-Terminen, also weil da bin ich mit den Familien und es fällt mir echt so schwer, der irgendwie so einen Cut zu machen und zu sagen, so, jetzt ist die Stunde um, egal was du mir jetzt noch zu sagen hast, was dich so beschäftigt, ich hau jetzt ab.

00:31:52: Dann sitzt ich da und dann ruft er mich an und sagt, übrigens, du musst jetzt losfahren, damit du das Kind dahin bringen kannst. Das hilft mir sehr, dass er das macht und dass er diese Möglichkeit hat und uns beiden hilft es, das zu verstehen, dass der andere es nicht böswillig macht, nicht mit Absicht.

00:32:11: Und das war so eine Sache. Neben den Kalendern war das die Zeitanschätzung von meinem Mann, die mir hilft.

00:32:18: Ja, ich finde, da steckt auch noch drin Kommunikation und ich meine, das ist jetzt ein wahnsinnig alter Hut, aber Kommunikation ist key. Als ich die Diagnose noch nicht hatte und noch nicht, also ich habe schon hier und da gespielt, okay, das kriege ich nicht hin, aber ich habe das halt massiv versucht, zu vertuschen, irgendwie zu erklären, warum das jetzt in der Situation, aber eigentlich kann ich das ja, also eigentlich, ja, ja.

00:32:44: Aber in der Situation jetzt, weil da ist dies und das und das, das kostet so viel Energie und es holt den Partner eben nicht ab und du kommst aus diesem Strudel nicht raus, weil es das nächste Mal wieder so passieren wird.

00:32:53: In dem Moment, mir geht es ähnlich mit der Zeit, ich kann super Zeit einschätzen, manchmal Sekunden genau, bei mir ist ja die Kombi, Autismschmitte und ADHS, an der Stelle spielen die sich so ein bisschen die Bälle zu.

00:33:07: Also an manchen Stellen ist das sehr herausfordernd und da ist es aber so, ich kann Zeit, gerade für andere kann ich Zeit perfekt organisieren und ich kann auch schon ungefähr sagen, wie lange irgendwas dauern wird.

00:33:18: Dann, wenn ich mit Menschen kommuniziere, deswegen verstehe ich die Dula-Sache, da wird schwierig.

00:33:22: Wenn ich in einem Gespräch bin, die Zeit im Blick zu halten, schwierig.

00:33:25: Aber ich weiß schon ungefähr, wann ich los muss, es dann einzuhalten ist für mich das Problem,

00:33:32: weil ich, wenn ich auf die Uhr gucke, und ich weiß, ich muss um 9 Uhr aus dem Haus,

00:33:36: und ich gucke um 8.30 Uhr auf die Uhr, dann bleibt in meinem Kopf 8.30 Uhr stehen.

00:33:42: Mein Gehirn hat keinen Konzept davon, dass das weitergeht.

00:33:46: Also, genau, weil ich denke so, 8.30 Uhr hast du dann eine halbe Stunde Zeit, perfekt,

00:33:51: dann kannst du ja noch dieses, dann mache ich dieses, 8.30 Uhr, dann schaffst du ja auch noch Duschen zu gehen,

00:33:56: dann gehe ich duschen, und in meinem Kopf bleibt immer 8.30 Uhr, das ist dann in der Zeit 8.40, 8.50 Uhr,

00:34:01: und so weiter ist, und das merke ich so 3 Minuten bevor 9 Uhr, dann denke ich, ach so, Moment,

00:34:06: der Zeiger ging ja weiter, verdammt. Genau, und da ist mein Mann eben auch so, und gibt dann so dezente Hinweise,

00:34:13: und das kann man erst machen, wenn man erstens offen darüber spricht, dann ist da was ganz Wichtiges drin,

00:34:19: hast du gesagt, dass du bist nicht das Problem, und ich schätze dich, und ich will deine Zeit auch nicht

00:34:25: schlechter behandeln als meine eigene Zeit, oder so, und auch das finde ich so wahnsinnig wichtig,

00:34:30: dass das nicht Dinge sind, die mit Absicht passieren, oder die man tut, weil einem der anderen nicht so wichtig ist.

00:34:36: Hier ist es so, wenn mein Mann die Tür aufmacht, das ist ein Übergang, ich kann den nicht sofort begrüßen.

00:34:43: So, wie ich mich nicht so neurotypisch hüpfen freuen kann, kann ich auch, wenn mein Mann kommt, nicht sagen,

00:34:48: oh, hi Schatzi, war dein Tag, la, la, la, sondern ich brauche wirklich 5 Minuten, bis ich mich daran gewöhnt habe,

00:34:54: dass er jetzt wieder da ist und in der Wohnung ist, und wenn die 5 Minuten vorbei sind, dann ist okay,

00:34:59: und allein, dass er weiß, ich meide ihn nicht, ich bin nicht sauer auf ihn, er hat nicht irgendwas falsch gemacht,

00:35:04: und ich müffel da so vor mich hin, wenn wir melden, sondern das hat was mit meinem Gehirn zu tun,

00:35:08: und ich brauche kurz einen Moment, um klarzukriegen, hier drin verändert sich jetzt gerade was, jetzt ist er wieder da,

00:35:13: kurz gewöhnt, beschnuppern, und dann ist okay, und ich habe mich so lange so blöd gefühlt, und er sich auch,

00:35:19: und allein das ist ihm erklären, warum ist das so, und wie viel Zeit brauche ich bis dahin, hat total geholfen.

00:35:24: Also über diese Dinge sprechen sie nicht vertuschen, nicht irgendwie versuchen sie anders darzustellen,

00:35:29: oder so, weil das kostet ja noch mehr Energie, und ja, einfach so eine Möglichkeit zu haben,

00:35:35: an den wirklichen Dingen zu arbeiten, um die es am Ende geht, nicht an dem, was man da so als Vertuschungsmanöver nach vorne stellt.

00:35:44: Und damit hast du es eigentlich perfekt zusammengefasst, weil es ist so individuell, wo man Herausforderungen empfindet,

00:35:52: was die Schwierigkeiten sind, und das Verständnis, das Hintergrundwissen zu haben, dass es da dran liegt,

00:35:59: warum es ist, sich zu beobachten, in welcher Situation kommt es vor, und dann darüber zu kommunizieren,

00:36:06: und eine, ja, ein Kompromiss, eine gemeinsame Lösung, und manchmal erreicht auch einfach wirklich nur diese Kommunikation,

00:36:12: nur das Wissen darüber, manchmal muss es nicht unbedingt eine Lösung sein, oder sie sieht jedes Mal anders aus,

00:36:17: aber das zu verstehen, finde ich, kann schon enorm viel Druck rausnehmen und Energiesparen wegen diesem Vertuschen,

00:36:26: oder Sachen zu machen, die einem gar nicht liegen. Ich meine, einfach gar nicht kann, also, dann einfach zu sagen,

00:36:33: das übernehmen nicht, ich, das kann nicht, oder ich kann schon übernehmen, wenn ich muss, aber wir wissen alle, danach bin ich Game Over,

00:36:39: brauche erst mal eine Stunde für mich, dann machen wir das doch lieber anders.

00:36:43: Und wie viele Sachen haben wir im, ja, das ist mir jetzt erst dann mit der Diagnose aufgefallen,

00:36:49: wie viele Sachen ich getan habe, weil man das so macht, weil das, weiß ich nicht, zum Beispiel es irgendwie heißt,

00:36:56: am Geburtstag ruft man das Geburtstagskind an, weil man muss telefonieren, da reicht keine Nachricht,

00:37:00: das muss ein Gespräch sein, weil erst dann ist es eine richtige Gratulation, dann ist dir der andere, oder die andere viel wert,

00:37:07: die Person viel wert, und wie ungern ich manchmal Anrufe habe, am meinem Geburtstag, da ist eh immer viel los,

00:37:14: und dann mich hinsetzen, und mit jemandem sprechen, und immer die gleichen flosteln, irgendwie zu tauschen,

00:37:19: ah, und was machst du heute Schönes, ja, nichts Besonderes, weiß ich nicht, wie viel angenehmer ich das finde, wenn mir jemand

00:37:26: einfach nette Worte per Text schickt, die ich dann anschauen kann, wenn ich gerade dafür Kapazitäten habe,

00:37:33: und das zu verstehen, dass es nicht sein muss, dazu habe ich mich gezwungen, sowohl zum Abheben, als auch zum Anrufen,

00:37:43: sondern dass da Menschen unterschiedlich sind, und das ist auch seine Gründe hat, dass wir da offen da sind,

00:37:49: und nicht sagen, das ist die Regel, so macht man das, so soll das jeder tun.

00:37:54: Und du hast ja schon gesagt, das Neuverteilen von Verantwortung, einfach gleichberechtig da zu agieren, war ein wichtiger Schritt,

00:38:04: und das kann man quasi an dem Punkt ergänzen durch Ressourcen orientiert, es geht nicht darum, das quasi in den einzelnen Aufgaben 50/50 zu machen,

00:38:12: sondern Ressourcen orientiert. Was bringe ich an Stärken mit, was ansprechen, wobe ich vielleicht in fünf Minuten,

00:38:21: weil es mir einfach liegt, wo für meinen Partner eineinhalb Stunden bräuchte, und bei uns auch so Anrufe habe ich abgegeben.

00:38:28: Ich habe mich immer so überwinden müssen, Anrufe bei der Kinderärztin, beim Kinderärztin,

00:38:34: das kann man Gott sei Dank bei den meisten Sachen jetzt online, jetzt können wir es uns wieder nochmal anders aufteilen,

00:38:38: das ist eine große, große Hilfe für viele neurodivergente Menschen.

00:38:42: Aber dann habe ich immer so, ich habe lange gebraucht, bis ich diesen Anruf geschafft habe, und habe dann eben da auch wieder ausreden.

00:38:47: Ja, nee, habe ich versucht, er war leider immer besetzt, und ja, wollte ich, aber dann waren die Kinder so laut, dann konnte ich gerade.

00:38:56: Anstatt einmal zu sagen, weißt du was, mir fällt das irre schwer, kannst du den Anruf machen?

00:39:01: Ja, fertig, so, und das wieder auszutarieren. Natürlich denkt das nicht die Perspektive von getrennt oder allein erziehenden Eltern teilen,

00:39:10: da muss man nochmal ganz ganz anders schauen, wo kann Unterstützung für mich drinstecken, wie schaffe ich.

00:39:16: Das aber letztendlich werden die einfach immer unter einer, weiß ich nicht, unter ein bisschen mehr Belastung stehen,

00:39:21: und dafür, das auch im Blick zu haben, zum Beispiel für mich als Lehrkraft, im Blick zu haben, was die leisten, ist ganz, ganz wichtig.

00:39:27: Aber das einmal dann, dass diese Perspektive der gleichberechtigten Eltern schafft, natürlich das Privileg mit sich bringt, sich das Aufteilen zu dürfen und zu können.

00:39:35: Jetzt waren wir so ganz viel in dieser Alltagstruktur, ganz viel bei so organisatorischen Dingen, und jetzt gibt es ja noch diesen ganz großen Teil von emotionaler Begleitung.

00:39:51: Die Eltern schafft ja sehr, sehr, sehr viel mit sich bringt, und du fragst in deinem Buch, wer reguliert eigentlich mich?

00:39:59: Und hast du da mittlerweile eine Antwort drauf?

00:40:03: Ja, also in meisten Fällen muss ich es machen.

00:40:08: Aber was mir ein bisschen auch da wieder geholfen hat, ist, mich zu beobachten und zu üben, ein bisschen früher Sachen zu spüren oder zu bemerken.

00:40:20: Also ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber ich habe so Hunger, entweder ich bin total satt oder so hungrig, dass es weh tut,

00:40:28: und dass ich Schwierigkeiten habe, ein Brot fertig zu schmieren, und schon während dem Schmieren nach jedem Butterstreichen eigentlich schon rein beißt,

00:40:34: und sie verschwindet, verschwindet dieses Brot vor mir, bevor ich sie überhaupt gelegen konnte.

00:40:38: Und selber mit auf Toilette gehen, also Wasser lassen.

00:40:43: Passt mir nie, habe nie Zeit dafür, es ist immer gerade umgelegen, bis ich irgendwann plötzlich Bauchweh habe und mir denke, was ist los?

00:40:51: Ah, die Blase.

00:40:53: Und also, dass ich diese Bedürfnisse von mir so spät oder nur so extrem spüre, oder nur irgendwie komplett leer oder komplett voll daran zu arbeiten,

00:41:02: diese Zwischennancen irgendwie wahrzunehmen, weil ich das als Schlüssel irgendwie für mich entdeckt habe,

00:41:09: meine Emotionen zu regulieren, eben schon vorab zu merken, wo bin ich, wie ist mein Füllstand von einigen Dingen, wie geht es mir überhaupt?

00:41:19: Weil ich gehe da auch bei Müdigkeit, wieder bei allem, ich gehe da einfach so drüber, drüber, drüber, und dann reicht halt eine Kleinigkeit,

00:41:26: und ich gehe an die Decke, oder habe Schwierigkeiten, mich zu regulieren, und ich musste begreifen, dass ich viel früher schon ansatzmuss,

00:41:35: das ist jetzt nicht diese eine Sache, die hier passiert ist, sondern es ist irgendwie schon Stunden vorher, hat sich mein Glas gelehrt,

00:41:43: mein Energieglas oder mein Regulationsglas, und da schon eingreifen, das klingt jetzt in der Theorie total schön und gut,

00:41:51: und manchmal klappt es auch so gut und sehr oft auch nicht, aber das war so eine Sache, mich vorher zu beobachten und zu schauen,

00:41:59: dass ich einigermaßen reguliert zum Beispiel auch in die Zeit mit den Kindern starte, nicht bis zur letzten Sekunde im Job gesessen

00:42:08: und dann gerade noch so vielleicht so ein bisschen zu spät die Kids abholen, hungrig, nicht auf der Toilette gewesen,

00:42:17: es ist so eine Kleinigkeit, wenn ich das jemand erzähle, dann denke ich, okay, mache ich immer so, natürlich gehe ich noch im Büro auf Toilette,

00:42:23: bevor ich rausgehe, ja ich nicht, hab ich bis zum Schluss da geblieben bin und dann sofort weitergehetzt bin,

00:42:29: und dann kam ich da an, völlig leer und unreguliert und durfte meine Kinder abholen, damals vom Kindergarten, die erst mal reguliert werden durften,

00:42:39: nach einem ganzen Tag Vollgas, Beschallung, und das hat sehr schlecht funktioniert, diese Kombination.

00:42:48: Und jetzt ist es so, dass du, bevor du die Kinder abholst, was machst?

00:42:54: Ich schaue das ja heute, gehe ich schaue, dass ich satt und nicht durstig bin, oder wenn ich es nicht schaffe,

00:43:00: dann nehme ich mich wenigstens erst mit, dass wir zusammen erst mal hier in der Galarobe uns schon mal ein bisschen unseren Blutzucker

00:43:06: ansteigen lassen, senken auch mit den Terminen, die ich vereinbare, weil das war auch so eine Sache,

00:43:13: dass ich mir vormittags, und gerade nix war, mir dachte, ah ja klar, wir machen am Nachmittag sowas cooles und sowas cooles,

00:43:20: und auch total optimistisch die Uhrzeiten geplant habe, und dann meine Kids geholt hat, denen da Galarobe schon viel, viel mehr Zeit gebraucht haben,

00:43:29: als gedacht, und dann hälften wir wieder zu dem nächsten Ereignis, und ich habe es dann einfach durchgezogen,

00:43:35: mir am Abend gedacht, warum kann man das nicht irgendwie flexibler gestalten, kann ich es nicht erst holen und dann Bescheid geben,

00:43:42: wann wir da sind, oder, also, dass es irgendwie möglich ist, oder auch einfach Montags nix, weil Montags ist oft für uns am schwierigsten,

00:43:49: nach dem Wochenende dieser Übergang, dass wir jetzt wieder zurück in der Struktur sind, wir machen Montags, Montag, Nachmittags nichts aus,

00:43:55: und wenn dann spontan, weil wir uns langweilen am Nachmittag, aber nicht schon im Vorfeld da so viel reinpacken.

00:44:02: Also, ich versuche, tagsüber öfters auf mich zu achten, um zu gucken, was, ob ich nicht gerade etwas brauche,

00:44:13: so wie man das mit kleinen Babys macht, als Mutter sowieso die ganze Zeit, ja, gegessen, finde, also diesen ganzen Check versuche ich aber jetzt bei mir öfters durchzuführen.

00:44:24: Und ich finde es so wichtig, sich dieser Anforderung bewusst zu sein, ist eine Mutter für seine Kinder, aber irgendwie ist man auch nochmal Mutter für sich selbst in diesen Momenten.

00:44:35: Man muss diese Doppelrolle spielen, das hat manchmal auch was mit der Zeit, in der wir groß geworden sind zu tun, zusätzlich.

00:44:42: Da war das noch nicht so unwog, mal da drauf zu schauen, wie ist es eigentlich so mit gefühlen und gibt es eigentlich andere Strategien,

00:44:49: als stell dich nicht so an, das kommt dann irgendwie noch so on top.

00:44:53: Aber sich immer mal wieder bewusst zu machen, was für eine immense Aufgabe das ist, im neurodivagenten Kontext dann nochmal mehr,

00:45:00: und sich dann auch vielleicht unter dieser Lupe leichter zu verzeihen, weil es ist unglaublich viel, was man dazu leisten hat.

00:45:08: Und dass ich kenne das so gut, dieses bis auf den letzten Drücker, dies noch, das noch, jenes noch, das kriege ich noch schnell unter, dann ras ich dahin und habe eben nicht gegessen.

00:45:17: Und für mich ist es auch so, wenn ich das mal wieder nicht geschafft habe, es gibt auch solche Tage immer noch,

00:45:23: dann war für mich irgendwie ein Gamechanger, ich kann Kinder mit einbinden darin.

00:45:30: Ich habe immer irgendwie, ich habe das alles so, ich habe diese Dinge im Alltag so nacheinander gesehen.

00:45:35: Es gibt mich und meine Versorgung, es gibt meinen Beruf, es gibt meine Hobbys, es gibt die Hobbys, das sind alles so Inseln.

00:45:42: Und gedacht so, hey, man kann die kombinieren und wenn ich jetzt zum Beispiel merke, ich komme in den Kindergarten und merke,

00:45:47: oh, das mit dem Essen, Huberla, dann hole ich die Kinder ab, Schule, Kindergarten wie auch immer, und dann gehen wir zum Beispiel hier zum Bäcker zusammen.

00:45:58: Und nehmen uns einen Moment, entweder holen wir uns da was und picknicken zuhause eine Runde und dann essen wir zusammen was.

00:46:05: Nummer 1 ist jetzt erstmal dazu hinzukommen, dass wir jetzt irgendwie gemeinsam was futtern.

00:46:13: Meist, ich weiß nicht, wie es bei Deinen genannt ist, aber ist ja sowieso auch so ein bisschen der Raupenmodus an,

00:46:18: wenn man die aus dem Kindergarten und Co. abholt, so dieses als Verhungern.

00:46:24: Das passt sich da zusammen ganz gut und dann sage ich auch manchmal, ich habe total vergessen, richtig gut was zu essen,

00:46:30: ich würde gerne einmal die Runde über den Bäcker machen oder ich würde zu Hause mal erstmal eine Kleinigkeit erst mal noch essen

00:46:36: und dann wissen die auch, was passiert, wenn wir nach Hause kommen und so und dass diese Dinge gleichzeitig stattfinden können.

00:46:42: Und das zum Beispiel, wenn die Kinder was Bestimmtes machen, ich sagen kann, dann mache ich jetzt auch irgendwas, bin bei euch,

00:46:51: aber mache irgendwie was meinem Hobby vielleicht entspricht oder meinen Ideen.

00:46:55: Oder manchmal machen wir, puzzeln wir auch zusammen, das machen wir gerne, aber manchmal gehen die Kinder also ihren kreativen Sachen nach

00:47:01: und ich sitze daneben und tippe so ein bisschen Texte und dann lasse ich sie daran teilhaben und sie zeigen mir erst.

00:47:06: Also dass man das einfach, wenn man das auch mit Kindern offen kommuniziert, ganz viel auch so gleichzeitig kann

00:47:13: und auch irgendwie zu den Sachen kommt, die ein regulieren.

00:47:16: Und du hast es am Anfang schon gesagt, Hyperfokus oder sich mit Sachen zu beschäftigen, die einem ganz wichtig sind,

00:47:22: ist Regulation. Das sehen wir im Autismusspektrum zum Beispiel bei diesen Spezialthemen, die ja viele Kinder und auch Erwachsene noch haben,

00:47:28: sich damit beschäftigen zu dürfen, ist Regulation.

00:47:32: Und ich habe immer gedacht, ich muss warten bis die Kinder schlafen, damit ich das machen kann.

00:47:37: Und dann ist klar, wenn das dann bis um 10 dauert, dann wird die Laune nicht besser bei keinem.

00:47:43: Nein und du bist schon nervös, du wartest die ganze Zeit da drauf, weil du willst dich ja damit beschäftigen.

00:47:48: Also ich weiß nicht, wie es dir geht, aber bei mir kommt es dann die ganze Zeit.

00:47:52: Kommt da eine neue Idee, noch eine Idee und das könnte man noch machen, also alles zu diesem Thema.

00:47:56: Aber ich bin ja eigentlich gerade in einem ganz anderen Setting und sollte anders präsent sein.

00:48:03: Ja genau und dann nicht immer, aber ab und zu lassen sich diese Dinge auch kombinieren.

00:48:07: Das klingt so banal, aber für mich war ein Riesengamechanger zu begreifen,

00:48:11: das darf ein Stück weit gleichzeitig stattfinden.

00:48:17: Du hast über Impulsivität gesprochen.

00:48:20: Wenn diese Momente kommen, dass du merkst, so Brudel, Brudel, Brudel, Brudel.

00:48:24: Hast du konkrete Skills, konkrete Sachen, die du dann machst?

00:48:29: Wenn du das mal mit der Prävention, die natürlich immer das vorrangige Ziel ist, mal nicht geklappt hat?

00:48:35: Ich überlege, ob ich da ein konkretes Beispiel habe, aber...

00:48:41: Das ist tatsächlich noch so dieses Impulsive, dass wir es einfach machen, auch zusammen.

00:48:49: Wir haben, für ein Teil meiner Kinder und auch für mich ist es irgendwie hilfreich,

00:48:58: tatsächlich auch was rauszufluchen oder was zu sagen ist jetzt nicht so gut draußen.

00:49:03: Sehen die Leute nicht so gerne oder hören sie nicht so gerne?

00:49:06: Als ich zu eines meiner Kinder noch klein war, habe ich es irgendwie geschafft,

00:49:10: dass wir Blumen in Erde stinkiges Blumenwasser sagen.

00:49:13: Aber recht bald hat sich das schon erledigt mit diesen gesellschaftskompatiblen Fluchen.

00:49:20: Und jetzt wird es vielleicht ein bisschen schlimmer, aber dass ich mir das auch erlaube,

00:49:26: dass ich auch immer sage, das darf man nicht.

00:49:28: Man darf nicht vor Kindern ein Shit und was sagen, das sollte man nicht sagen, vor Kindern.

00:49:32: Und jetzt denke ich mir aber, ja, warum nicht?

00:49:37: Also erstens ist es Englisch, wir verstehen das nicht so gut.

00:49:40: Und zweitens, wenn es uns hilft, da denen nachzugehen und wegen Spielen mit Kindern,

00:49:47: ich kann gut dieses körperliche, ich kann mit ihnen fangen spielen,

00:49:50: ich kann mit ihnen einen Ball machen, wenn ich mich selber auch dabei bewegen kann.

00:49:54: Oder tanzen.

00:49:55: Okay, es geht gar nicht, wir machen laute Musik und wir tanzen raus oder wir singen,

00:50:03: nicht dass wir es gut könnten, aber es hilft uns sehr.

00:50:07: Und ich finde, das ist auch so ein Moment, ich fühle mich ein bisschen wie ein Kind.

00:50:10: Also es ist nicht die Erwachsene sein.

00:50:15: Und da irgendwie diese Energie oder diese Impulse rauszubekommen

00:50:22: und die Laune auch zu heben.

00:50:24: Ja, manchmal ist es ja auch dann so ein Frust, den man mit sich schleppt,

00:50:26: wenn man die Impulse auf das unterdrückt hat.

00:50:29: Und das da irgendwie so ein Kanal dafür finden.

00:50:33: Viel ist einfach ausprobieren und wenn man sich erstmal dieses enge Korsett,

00:50:37: dieses enge gesellschaftliche Korsett, wie man strenglich an oder das muss man so machen

00:50:41: und ein bisschen offener wird, dann erkennt man auch viele Dinge.

00:50:44: Ich kann diese Rollenspiele auch überhaupt nicht.

00:50:46: Aber ich habe gemerkt, wenn ich die Wohnung oder das Schloss oder was auch immer,

00:50:50: die Polizeistation von den Playmobilfiguren einrichte.

00:50:53: Und da bin ich.

00:50:54: Und ich richte das einfach nur ein.

00:50:55: Ich mache so die ganzen Dinger da rein, die ganzen Möbelchen.

00:50:57: Das reicht für mein Kind, weil ich bin da und ich mache es ihr oder ihm schön.

00:51:02: Aber ich muss nicht mit diesen Figuren da sprechen und dann wird mir auch noch gesagt,

00:51:06: was ich sagen soll.

00:51:07: Und halt dann hast du gesagt und dann hast du halt dann gedacht und dann,

00:51:11: ah, ich bin schon raus.

00:51:13: Das ist eine Spielanleitung lesen für mich.

00:51:15: Also das ist ja auch die gruseligste, was es überhaupt gibt.

00:51:18: Wie funktioniert dieser Spiel?

00:51:19: Und dann kriegst du so ein Zettel in die Hand.

00:51:21: Ja, furchtbar.

00:51:23: Es gibt mittlerweile Spiele, da gibt es eine Kurzanleitung.

00:51:26: Die ist dann wirklich nur so ein kleines Zettelchen.

00:51:28: Da steht kurz drauf, das, das, das, das.

00:51:30: Und wenn du im Spiel an Punkte kommst, du sagst, okay, jetzt freut sich noch mal ein Zusatz hinweis,

00:51:36: dann gibt es so eine größere Spielanleitung.

00:51:38: Das finde ich mega.

00:51:39: Das ist mega.

00:51:40: Ja, ich fange nämlich auch immer, ich fange erst an und dann im Spiel.

00:51:44: Die ersten paar Schritte, okay, was machen wir jetzt?

00:51:47: Ah, jetzt müssen wir wieder nachschauen.

00:51:49: Aber...

00:51:50: Und dann ist es auch okay, dann stört es mich auch nicht.

00:51:52: Genau, dann stört es mich, weil dann willst du es ja wissen, in dem Moment.

00:51:55: Aber du willst ja nicht im Voraus all die Schritte schon wissen, das funktioniert gar nicht.

00:51:58: Das soll also fortlos gehen.

00:52:00: Ja, ja, das soll also fortlos gehen.

00:52:02: Ich finde, vielleicht ist das auch nochmal ganz guter Hinweis,

00:52:06: wenn man jetzt im Kontext der Genetik nicht eben nur selber eine neue Divergente ist,

00:52:10: sondern eben auch eine neue Divergente Kinder hat,

00:52:12: dann kann ja auch da das Bedürfnis nach Regulation erhöht sein.

00:52:16: Also es sind im Kinder, die einfach gefühlt stärker sind an einigen Stellen und so.

00:52:22: Und das zu begleiten, ist natürlich dann auch eine Anforderung.

00:52:26: Und ich finde, da hilft eben das, was Kindern in der Regulation auch hilft.

00:52:30: Fidget Toys.

00:52:31: Mein liebstes Fidget Toys sind zwei magnetische Metallwelle mit so Spikes dran.

00:52:37: Ich hab so eine Holzkube.

00:52:39: Ja, die tut auch ein bisschen weh.

00:52:41: Die ist super.

00:52:42: Genau, so ein kleiner, also gerade dann, wenn man merkt,

00:52:46: okay, ich komme jetzt gerade richtig an meine Grenzen,

00:52:49: sind so kleine Schmerzimpulse, nenn ich sie mal,

00:52:52: durchaus hilfreicher.

00:52:53: Ich hatte gerade einen Zahnarzttermin.

00:52:55: Da ist es auch hilfreicher.

00:52:58: Einfach, weil in dem Moment dein ganzes System auf diese Stelle geht,

00:53:02: die du da gerade piekst,

00:53:03: und du holst dich einfach in diesem Moment kurz aus dieser Unmacht raus.

00:53:08: Das Gleiche ist, das hab ich von meiner Ergotherapeutin als Tipp bekommen,

00:53:12: sich einen Armband ummachen und das Armband zu schnipsen.

00:53:15: Also quasi immer ein Armband irgendwie umhaben.

00:53:19: Und in Situationen merkt, wa, wa, wa, es kippt.

00:53:23: Sich damit kurz mal zu schnipsen, so ein bisschen.

00:53:26: Natürlich eben nicht super doll,

00:53:27: aber so, dass man diesen Impuls hat,

00:53:29: tiefen Sensorik mobilisieren.

00:53:31: Jetzt zu Hause ist eine Strategie,

00:53:34: sich gegen den Türrahmen zu pressen.

00:53:37: Also zum Beispiel in den Türrahmen zu stellen.

00:53:40: Links und rechts die Arme auseinander.

00:53:43: Und links und rechts gegen den Türrahmen zu stemmen.

00:53:46: Das machen sowohl die Kinder als auch manchmal wir Erwachsene.

00:53:50: Und eben auch, je nach Alter der Kinder,

00:53:53: also ich hab eben auch schon zwei etwas ältere Kinder,

00:53:55: mit denen kann ich sehr gut besprechen.

00:53:57: So, oh, kennst du das, wenn bei dir das und das und das ist?

00:54:00: So fühl ich mich auch gerade.

00:54:02: Ich brauch mal kurz einen Moment, um einmal durchzuatmen,

00:54:04: auch zu sagen, es hat nichts mit dir zu tun,

00:54:06: sondern ich hatte heute schon Dovenstreit in der Schule,

00:54:09: also bei meiner Arbeit.

00:54:11: Ich hab nicht genug gegessen, das werde ich gleich nachholen.

00:54:14: Also genau dieses, die Kinder da auch mitnehmen,

00:54:16: aber dann in dieser schnellen Regulation eben so tiefen Sensorik,

00:54:19: also irgendwo gegendrücken,

00:54:21: man kann sich auch gegen die Wand stemmen,

00:54:23: also stellen und mit aller Kraft nach hinten drücken.

00:54:26: Das finde ich für die Akutregulation.

00:54:28: Die lange Zeit.

00:54:29: Das ist eine gute Idee.

00:54:30: Ja, wirklich mein Thema war.

00:54:33: Weil ich finde, die Kinder, die Kinder machen das ja eh schon super gut.

00:54:37: Also wenn du die Kinder beobachtest, sie springen,

00:54:40: sie machen auch, also sie fidgeten sowieso.

00:54:43: Bei uns ist egal, was auf dem Boden liegt,

00:54:46: wird das als Fußball verwendet und wird geschossen.

00:54:48: Aber ich sehe das schon auch,

00:54:50: das ist auch schon so eine Art der Regulierung mit dem Bein.

00:54:53: Und ich finde, ja, aber das muss man sich erstmal als Erwachsene

00:54:56: erlauben, sich so Kinderregulationstrategien abzuschauen.

00:55:00: Oder Rumgesumme, Rumgesinge, Pfeife.

00:55:03: Also manche Geräusche sind auch eher gruselig für mich.

00:55:06: Aber ich sehe das, dass sie sich damit regulieren.

00:55:08: Dann sage ich, okay, pass ab.

00:55:09: Du machst das für dich und ich mache mir jetzt Kopfhörer drauf.

00:55:12: Auch das sich zu erlauben.

00:55:13: Ich mache mir Noise-Canceling-Kopfhörer.

00:55:15: Ich hätte auch gerne Gerus-Canceling, wenn es so was gäbe.

00:55:20: Also, wie wütend.

00:55:22: Ich meine, ja, ich glaube nicht so angenehm.

00:55:26: Noise-Canceling ist ja wirklich angenehm.

00:55:28: Das machst du dran.

00:55:29: Und so was hätte ich gerne für die Nase.

00:55:32: Wenn ich in der Schlange stehe irgendwo und dann sind Gerüche.

00:55:35: Das ist egal.

00:55:36: Es kann auch ein perfüm sein,

00:55:37: das für mich extrem unangenehm riecht.

00:55:39: Weil das so, weiß ich nicht, genau.

00:55:41: Also nicht für mich gut riecht.

00:55:43: Ich werde richtig wütend.

00:55:45: Wütend in der Schlange stehen von diesen Geruchsbelästigungen,

00:55:49: die mir da entgegenkommen.

00:55:51: Und das raubt mir viel von meiner Regulationsstrategie schon mal weg.

00:55:55: Und dann bräuchte man eigentlich wieder eine kleine Pause.

00:56:01: Und das sehe ich natürlich auch bei meinen Kindern ähnlich.

00:56:06: Also auf der einen Seite kann ich mich total gut in sie hineinversetzen

00:56:09: und verstehe sie sehr gut.

00:56:11: Und auf der anderen Seite machen sie oft auch Dinge,

00:56:15: für die ich in meiner Kindheit immer wieder zurechtgewiesen wurde.

00:56:18: Und dann rutscht einem genau das Gleiche.

00:56:20: Jetzt konzentriere dich mal.

00:56:22: Du trägst fünf Sachen gleichzeitig in der Hand.

00:56:26: Ja, und da quasi eine Ebene drüber zu gehen,

00:56:29: vielleicht nicht in dem Moment,

00:56:31: aber dann abends irgendwie zu sagen,

00:56:33: weißt du, wobei ich mich heute richtig geaggert habe,

00:56:36: über mich selber, als ich zu dir gesagt habe,

00:56:38: jetzt konzentriere dich mal.

00:56:40: Weißt du, das habe ich früher als Kind so oft gehört

00:56:43: und fand das richtig blöd.

00:56:45: Dann kann man fragen, wie war es denn für dich?

00:56:48: Ich möchte mich eigentlich anstrengend das nicht mehr zu sagen.

00:56:51: Da muss ich mich aber anstrengend.

00:56:53: Manchmal rutscht mir das doch raus.

00:56:55: Man kann dann mit Kindern Zeichen vereinbaren.

00:56:57: Das Kind kann auch sagen, hey, das wolltest du doch nicht mehr sagen,

00:57:00: Kinder sind ja super.

00:57:02: Die sagen das sofort, hey, ich habe mich so verhalten.

00:57:05: Und ich finde auch dieses Entschuldigen

00:57:07: oder diese hineinversetzen und andere,

00:57:09: auch das sehe ich, dass es bei ihnen wirkt.

00:57:11: Wir waren neulich essen und wir waren alle super hungrig.

00:57:13: Und ich habe das Restaurant ausgesucht

00:57:15: und jeder fand es schlecht.

00:57:17: Also meine Kinder fanden, das ist eine ganz schlechte Idee.

00:57:20: Wir waren nicht gewesen zu sein, haben sie im Vorfeld schon.

00:57:23: Die Laune war unterirdisch.

00:57:25: Ne, wir wollen nicht in das Restaurant, das ist ätzend.

00:57:28: Ich saß dann mit ihnen da drin und dachte mir, oh mein Gott,

00:57:31: wir müssen jetzt einfach nur alles schnell was zu essen bekommen.

00:57:34: Besonders ein Kind war echt sehr angefressen

00:57:36: und hat dann sogar irgendwann liefen schon die Trainern in diesem Restaurant.

00:57:39: Hat nicht mal was zu trinken bestellt, nix.

00:57:41: Hat einfach komplett verweigert.

00:57:43: Und dann aber verging ein bisschen Zeit

00:57:45: und hat sie von mir ein bisschen probiert

00:57:47: und war dann einfach ganz nett und haben es einfach passieren lassen.

00:57:52: Und danach kam sie zu mir und sagte, es tut mir so leid.

00:57:56: Ich war einfach hungrig und war so schlecht gelangert.

00:57:58: Ich sagte, ich verstehe das so gut.

00:58:00: Kannst du dir vorstellen, ich, super hungrig, im McDonalds,

00:58:04: ich würde euch die ganze Zeit nur sagen,

00:58:06: was für ein schlechtes Essen es hier gibt.

00:58:08: Das kann doch nicht sein, dass es einen Essen gibt für zwei Euro.

00:58:11: Das kann nicht gut sein.

00:58:12: Kannst du dir vorstellen, wie ich gemeckert hätte,

00:58:14: wenn man mich hungrig in ein Restaurant gebracht hat,

00:58:16: auf das ich keinen Bock habe, von dem ich nichts halte.

00:58:18: Und alle haben mich angeschaut.

00:58:20: Ja, alle wusste sofort, wie Mama wäre.

00:58:24: Und das ist so super, dass wir, wenn man das nutzt,

00:58:28: wenn man mit den Kindern da so in den Austausch geht,

00:58:30: weil das, egal wie unangenehm die Situation vorher war,

00:58:33: ich glaube an dieser Reparatur.

00:58:35: Ich glaube, dass das Reparieren so viel stärker ist,

00:58:38: als das Perfekte sein, dass es gar nicht erst passiert,

00:58:41: weil das ist utopisch, das gibt es nicht.

00:58:43: Ja, und das ist sogar die Frage, ob es ein Reparieren ist.

00:58:46: Klar, wenn wirklich mal irgendwie, weiß ich nicht,

00:58:50: der Konflikt doch echt tief ging,

00:58:53: oder wirklich intensiver, sag ich mal,

00:58:56: dann ist es vielleicht auch nochmal dieses.

00:58:58: Und das andere ist vielleicht einfach ein ganz normales Miteinander.

00:59:01: Das Miteinander bringt immer Reibungen mit sich.

00:59:05: Und wie gesagt, da ist bei uns sicherlich

00:59:08: vielleicht die scharmen andere dieser Schuldbutton,

00:59:10: den man da irgendwo kleben hat, ein anderer.

00:59:13: Aber letztendlich sind wir, ich glaube,

00:59:16: dass es für Kinder wichtig ist,

00:59:18: einen echten Menschen gegenübersetzen zu haben.

00:59:20: Natürlich kindgerecht und natürlich mit besten Intentionen.

00:59:23: Und Konflikte sollen natürlich auf einem bestimmten Level bleiben,

00:59:26: dass wir hier über bestimmte Grenzen sprechen.

00:59:29: Ich glaube, da sind wir uns beide einig.

00:59:31: Aber so, dass es im fortlaufenden,

00:59:34: gerade Großfamilienbetrieb und Reibereien gibt

00:59:37: und Konfliktpunkte oder Situationen

00:59:40: und Erlebnisse, wo man sagt, okay, draus gelernt,

00:59:43: machen wir das mal anders.

00:59:44: Das Wichtige ist eben, die zu nutzen,

00:59:46: das Kind authentisch abzuholen,

00:59:48: sich selber authentisch zu zeigen und einfach auch zu sagen,

00:59:51: mit den eigenen Unzulänglichkeiten authentisch umzugehen.

00:59:54: Das ist, glaube ich, ganz, ganz wichtig

00:59:56: und es war bei uns wirklich auch ein ganz großer Punkt.

00:59:59: Und das konnte man auch schon früh kindgerecht machen.

01:00:03: Erklären, ich bin hier gerade eigentlich,

01:00:07: ich bin hier die Erwachsenen

01:00:08: und ich hätte das anders machen können eigentlich.

01:00:10: Oder, oh, ich war super hungrig.

01:00:12: Das nächste Mal muss ich was essen.

01:00:14: Oder, oh, ich glaube, das nächste Mal,

01:00:16: wenn ich dich abhole,

01:00:17: mach mal einen schönen Ausflug zum Bäcker,

01:00:19: bevor wir nach Hause gehen, dann sind wir satt.

01:00:21: Und dann sind wir vielleicht auch besser gelaunt

01:00:23: oder wie auch immer.

01:00:24: Das finde ich einfach ganz, ganz entscheidend.

01:00:26: Und du warst gerade schon,

01:00:27: da möchte ich zum Abschluss ein bisschen hinkommen,

01:00:29: dabei zu sagen, oh, ich kann mich ja so gut

01:00:32: in meine Kinder hineinversetzen,

01:00:34: weil ich es selber so verstehe.

01:00:35: Und da sind wir ein bisschen bei den Stärken

01:00:37: einer novellivergenten Elternschaft.

01:00:39: Wir haben jetzt sehr viel darüber gesprochen,

01:00:41: wo wir genau auf uns gucken müssen,

01:00:43: was schwierig ist, was herausfordernd ist,

01:00:45: wo wir eine gute Balance

01:00:47: vielleicht mit dem Partner der Partnerin brauchen.

01:00:49: Und all diese Dinge, die eigentlich ja darauf ausgelegt sind,

01:00:52: etwas, was herausfordernd ist,

01:00:53: etwas leichter zu machen, eine Balance herzustellen.

01:00:56: Gleichzeitig gibt es ja aber auch im novellivergenten Kontext

01:00:59: auf jeden Fall Stärken oder Dinge,

01:01:02: die wir im Alltag ganz besonders gut wuppen

01:01:04: oder auch eben in der Interaktion mit Kindern.

01:01:06: Versuch mal drei Dinge aufzuzählen, wo du sagst,

01:01:09: hey, da bin ich meinem Gehirn richtig dankbar.

01:01:12: Das macht mich zu der guten Mutter, die ich bin.

01:01:14: Oder das ist für uns hier eine wertvolle Fähigkeit

01:01:18: in unserem Familienalltag.

01:01:20: Also ich denke, ich kann ganz gut rumblöden

01:01:27: mit meinen Kindern.

01:01:29: Also ich kann dieses steife Erwachsene

01:01:32: und ich kann gut Kind sein.

01:01:34: Oder Schauspielern oder was auch immer.

01:01:36: Also ich glaube, da haben wir echt gut Spaß zusammen

01:01:40: und auch die Freunde der Kinder freuen sich da drauf.

01:01:44: Dann würde ich mich als sehr flexibel einschätzen,

01:01:50: dass sich irgendwie, keine Ahnung,

01:01:52: wir machen einen Schwimmbarausflug

01:01:54: und dann fängt es mega an zu regnen.

01:01:56: Und dann kann man dann mit diesen,

01:01:58: vor allem wenn man da keinen Einfluss drauf hat,

01:02:00: diesen Sachen, die einfach so passieren in der Situation.

01:02:04: Das sehe ich als Vorteil, dass mein Gehirn da sofort Lösungen findet,

01:02:09: unkonventionelle Lösungen und okay,

01:02:11: und was können wir daraus machen

01:02:13: und da irgendwie so flexibel optimistisch an die Sache rangehen kann.

01:02:17: Vor allem, wenn es richtig stressig ist, komischerweise.

01:02:21: Also so diese Standardübergänge sind dann schwieriger

01:02:24: wenn es so eine Planänderung ist.

01:02:26: Aber wenn es so wirklich, wo alle anderen irgendwie die Nerven verlieren,

01:02:30: da habe ich sie dann, strangerweise.

01:02:33: Und jetzt noch eine Dritte.

01:02:37: Ich würde sagen, dass ich sehr lernfähig bin.

01:02:41: Also wirklich tief lernfähig bin.

01:02:45: Irgend ein Thema, was mich interessiert

01:02:48: oder was meine Kinder betrifft,

01:02:50: sei es auch negative Sachen, Krankheiten,

01:02:52: dass ich das so reinfuchsen in diese Geschichte.

01:02:55: Dass ich da wirklich, ich will nicht sagen,

01:02:57: expert in ein Status erreichen will,

01:02:59: weil das natürlich nie so diese mehrerejährige Ausbildung ersetzen kann.

01:03:04: Aber du weißt, was ich meine.

01:03:06: Wie gut wir uns in Themen reinfuchsen können,

01:03:09: um uns da gut auszukennen und Sachen herauszufinden.

01:03:14: Das fühle ich schon auch als eine Stärke,

01:03:17: weil da kann ich gut Motivation finden.

01:03:20: Danke dafür.

01:03:22: Ich finde, das ist doch ein schöner, stärkender Blick.

01:03:25: Denn ich merke schon im neurodivagenten Kontext von Eltern,

01:03:31: dass so dieses Bild von ich bin hier der begrenzende Familienfaktor.

01:03:36: Ich bin der Belastungsfaktor in dieser Familie,

01:03:38: weil ständig auf mich Rücksicht genommen werden muss.

01:03:41: Dass das gerne eine Balance kriegen darf.

01:03:44: Und vieles, was das Gehirn so mitbringt,

01:03:47: und auch sehr, sehr gewinnbringt ist für einen Familienalltag.

01:03:51: Die Punkte, die du genannt hast,

01:03:53: oder auch dieses Extremempatische,

01:03:55: das sehr sensible Spüren von Veränderungen und Bedürfnissen.

01:04:00: Also vielleicht auch eine geringere Chance,

01:04:04: dass einem so ein Kind durchrutscht.

01:04:06: Das denke ich mir ganz oft.

01:04:08: Weil ich zum Beispiel viel schneller als mein Mann,

01:04:11: der recht ähnlich Zeit verbringt mit den Kindern,

01:04:14: der Summe, würde ich sagen, schneller sagen kann, irgendwas ist.

01:04:19: Ich weiß noch nicht direkt, was, aber irgendwas ist.

01:04:22: Ja, man spinnt die Weizen.

01:04:24: Genau, und da zu sagen, ich glaube,

01:04:27: dass zum Beispiel die Gefahr verringert,

01:04:30: dass einem ein Kind, jetzt sind wir noch nicht in der Pubertät,

01:04:33: und gucken, wie es dann wird.

01:04:35: Aber dass einem so ein Kind da durchrutscht,

01:04:38: oder dass diese Kinder einfach wissen,

01:04:40: ich werde hier doch irgendwie gesehen,

01:04:43: und es gibt eine Interesse daran an mir, dass es mir hier gut geht.

01:04:46: Das ist in vielen Familien so,

01:04:48: und mein Mann kommt dann irgendwann auch an diesen Punkt.

01:04:50: Aber ich finde, meine Beobachtung ist,

01:04:52: dass man da so ein kleines Tickchen früher manchmal kommt,

01:04:55: und vielleicht dann schon Sachen präventiver in die Wege leitet,

01:04:58: oder einfach früher in die Wege leitet,

01:05:00: und da ganz gut unterstützen kann.

01:05:03: Und ja, mit diesem positiven Ausblick

01:05:06: würde ich dieses wundervolle, sehr ehrliche Gespräch einmal abschließen.

01:05:10: Dein Buch, eure Webseite und den Instagram-Kanal

01:05:14: Schwesterherzen.tulas, verlinke ich in den Show-Notes.

01:05:18: An dieser Stelle wirklich eine ganz, ganz große Empfehlung für dein Buch.

01:05:23: Wenn diese Podcast-Folge rauskommt,

01:05:25: jetzt kommt wieder meine Organisationstalent,

01:05:27: ist das Buch einen Tag draußen.

01:05:31: Also, perfektes Timing, würde ich sagen.

01:05:35: Ich glaube, du darfst mich künftig zitieren,

01:05:38: aber ich glaube, das wird zu einer Pflichtlektüre

01:05:41: für neurodivagente Eltern.

01:05:43: Und bin mir ganz, ganz sicher,

01:05:45: dass es unglaublich gut unterstützen wird.

01:05:48: Und wer mich länger kennt, weiß sowas.

01:05:50: Sag ich nicht einfach so, das meine ich wirklich aus tiefstem Herzen.

01:05:53: Da ist so, so, so viel drin.

01:05:57: Also, ich dürfte euch gerne zulegen

01:05:59: und euch sehr verstanden fühlen.

01:06:02: Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.

01:06:04: Und wer möchte, schaltet bei der nächsten Folge wieder ein.

01:06:07: Bis dahin.

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