29. Alleinerziehende Mutterschaft und ADHS - Warum wir individuelle Wege finden dürfen
Shownotes
Wenn ADHS auf alleinerziehende Mutterschaft trifft, entstehen ganz besondere Herausforderungen – aber auch wertvolle Einblicke. Meine heutige Gästin Melanie Pein bringt beides mit: Sie ist selbst ADHSlerin und hat ein Kind mit ADHS. Sie erzählt, wie sie den Weg zur Diagnostik erlebt hat und wie sie jetzt als neurodivergente Alleinerziehende den Alltag gestaltet. Wir sprechen auch über die Frage, wie man getrennt erziehend trotzdem im Sinne des Kindes an einem Strang ziehen kann, welche Hürden es dabei gibt und welche Unterstützungsangebote hilfreich sind. Außerdem berichtet Melanie, wie sie gemeinsam mit ihrem Kind den Schulstart vorbereitet hat.
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Transkript anzeigen
00:00:02: Also, liebe Saskia, vielleicht findest du unsere Story ja spannend.
00:00:05: Hat mir meine heutige Gäste Melanie Pein vor einiger Zeit in einer Mail geschrieben.
00:00:10: Sie hat all ihren Mut zusammengenommen, mich zu kontaktieren, wie ihre Geschichte anzuvertrauen, mit dem Gedanken, diese hier vielleicht im Podcast zu teilen und andere daran teilhaben zu lassen.
00:00:20: Ich bin über diesen Mut sehr froh, denn Melanie bringt ein paar ganz wertvolle Perspektiven mit.
00:00:25: Sie ist ADHSlerin und hat auch ein Kind mit ADHS.
00:00:29: Sie ist alleinerziehend.
00:00:30: eine Perspektive, die bisher jetzt hier noch gar nicht so sehr ... Präsent war, das finde ich ganz, ganz toll, dass wir die heute ein bisschen mit in den Blick nehmen können.
00:00:39: Sie nimmt Medikamente, das heißt auch darüber können wir sprechen.
00:00:43: Hat ein therapeutisches Angebot durchlaufen und kann somit ganz viele wichtige Themen aus persönlicher Sicht hier reinbringen.
00:00:50: Und weil ich weiß, dass ihr solche Folgen mögt, wünsche ich euch jetzt ganz viel Spaß dabei.
00:01:10: Liebe Melanie, du hast mir geschrieben, du hast noch nie groß über deine Diagnose oder die deines Kindes gesprochen.
00:01:16: Ja, woher jetzt der Mut, das vor so einem doch etwas größeren Publikum zu tun?
00:01:22: Ja, weil ich das einfach wichtig finde, dass es dann doch jetzt auch von meiner Perspektive irgendwie nach draußen, wo ich gehen darf.
00:01:29: Ich bin da jetzt sehr gefestigt und auch sehr sicher mit dem Umgang, was mich und auch meine Tochter angeht mit der Diagnose.
00:01:36: Und deswegen ist jetzt irgendwie der Moment gekommen, wo ich damit nach draußen gehen möchte.
00:01:43: Was war am Anfang anders, wenn du sagst, jetzt bist du sicher?
00:01:46: Wie hast du dich am Anfang gefühlt, als du die Diagnose ganz frisch bekommen hast?
00:01:50: Zu Anfang war das, dass ich selber mit der Thematik ADHS, ich kenne das dadurch mal, dass meine Halbschwester federlicherseits, die ist eine frühe Diagnostizierte, mit sechs, sieben wurde sie diagnostiziert, daher ist mir das ein Begriff.
00:02:02: Aber was ist das eigentlich?
00:02:04: Also ich musste da erst mit mir selber so ganz sicher sein, dass ich und auch meine Tochter das wirklich haben.
00:02:10: Auch unabhängig von irgendwelchen Diagnosen war mir das irgendwie einfach wichtig, dass ich einfach klar sagen kann, doch, wir haben das und da gibt es auch kein Ja, aber ... Keine Argumentation von anderen Leuten, die dann sagen, ja, aber ich bin ja auch mal tödelig.
00:02:22: Ja, aber ich vergesse ja auch mal was, sondern da musste ich standhaft sein.
00:02:26: Und deswegen habe ich damit mich mit immer sehr zurückgehalten, weil ich auch Diskussion aus dem Weg gehen wollte.
00:02:32: Und genau diese Antworten, die man ja leider sehr häufig dann doch bekommt.
00:02:37: Da hast du sehr gut für dich gesorgt, denn auf solche Antworten gut reagieren zu können und stabil reagieren zu können, ist eben gar nicht so einfach, wenn man selber noch nicht für sich angenommen hat, hey, ich habe jetzt diese Antwort und die stimmt wirklich.
00:02:51: Ich kann das sehr, sehr nachvollziehen und ich weiß, dass ganz viele Menschen und gerade Frauen, die hier zuhören, das kennen, dass man die Diagnose dann schwarz auf weiß stehen hat.
00:03:00: aber noch gar nicht richtig annehmen kann, dass die auch wirklich, wirklich stimmt.
00:03:03: Also, man hat so, ich sage mal, es ist wie so ein Diagnosenimposter.
00:03:07: Man kann gar nicht richtig daran glauben, es braucht echt eine Zeit und auch eine Beschäftigung, damit man das stabil kann.
00:03:12: Das kenne ich von vielen, kenne ich von mir selber.
00:03:15: Und ich finde, da hast du gut dafür gesorgt, da stabil zu werden.
00:03:19: Wir fangen aber, bevor wir den Weg, wie du dich dann stabil gemacht hast, da spreche ich mir gleich drüber.
00:03:24: Ich werde jetzt erst mal ein paar Schritte ... zurückgehen, nämlich wie der Weg überhaupt dahin war zu einer Diagnostik zu gehen.
00:03:30: Denn man entscheidet ja nicht, auch wenn das gerne so erzählt wird.
00:03:34: Vielleicht man sieht mal ein Tiktok wieder und sagt, alles klar, ich gehe jetzt zur Diagnostik.
00:03:38: Ich habe halt gerade eh nichts anderes vor.
00:03:40: Wie war das für dich dieser Weg dorthin?
00:03:42: Dafür ist es
00:03:42: so intensiv auch, genau.
00:03:44: Ja, tatsächlich durch meine Tochter.
00:03:46: Also sie ist jetzt Nummer sechs geworden.
00:03:48: Und ich wusste tatsächlich von Geburt an, dieses Kind tickt irgendwie anders.
00:03:53: Man sieht ja deine Inkrabbelgruppen oder wir haben auch durch die Vorbereitungskurs eine schöne siebender Gruppe gehabt.
00:03:59: Alles Erstlingsmütter mit regelmäßigen Treffen.
00:04:03: Und da hab ich schon gedacht, wie ist die anders?
00:04:04: Also ich war nicht diejenige, die gerne mit meinem Kind Kaffee trinken gegangen ist und hab dann das Kinderwagen entspannt hin und her gejunkelt, weil mein Kind war da und sie war präsent.
00:04:16: relativ früh, vielleicht war sie eins, anderthalb, hab ich angefangen zu lesen.
00:04:20: Hoch sensibles Kind.
00:04:21: Dann kam der Begriff High Need Kind dazwischen.
00:04:24: Und ich hab gelesen und recherchiert und irgendwann kam dann, da war sie drei, dreieinhalb, vier irgendwie so in dem Zeitraum ADHS.
00:04:34: Auch durch meine Schwester nochmal angestoßen, die das eben federlicherseits früh diagnostiziert hat.
00:04:40: Ja und dann habe ich gelesen, dann habe ich zum Thema ADHS gelesen und habe dann irgendwann auch einen Erwachsenenbuch gelesen, zu dem Thema speziell für Frauen und da hat es dann wirklich Klick gemacht und ich konnte mich auf, ich sag mal, es gab wenige Punkte, wo ich mich nicht gesehen habe, eigentlich fast alle Punkte.
00:05:00: Wo ich gesagt hab, das bin ich, das kenn ich.
00:05:02: So geht's mir auch immer.
00:05:03: Dann war dieses, oh Gott, ich dachte immer, es geht allen so.
00:05:06: Dachte, wir sind alle so.
00:05:07: Ich dachte, das war ja meine Normalität.
00:05:12: Dann bin ich in Gesprächen gegangen mit, ich hab eine gute Freundin, die ein Jahr vor mir quasi denselben wie gegangen ist mit der Diagnose.
00:05:18: Natürlich dann auch mit meiner Schwester, die nur neun Jahre jünger ist.
00:05:21: Und die haben dann alle gesagt, Melle, ja, ab voll, du hast das auch, hundert pro.
00:05:27: Und dann ging's weiter.
00:05:30: Ich finde ganz, ganz wertvoll, dass du noch mal beschrieben hast, wie quasi auch diese Überlegung war.
00:05:36: Was ist das andere, was ich an meinem Kind sehe?
00:05:39: Ich weiß, dass es in der Neurodivergentenbubble so einen gewissen Zwist gibt zwischen diesen Begriffen wie Hyneed und Hochsensibilität, vor allen Dingen Hochsensibilität versus ADHS.
00:05:49: Dazu gibt es auch eine Folge, könnt ihr gerne noch mal reinhören, verlinke ich noch mal.
00:05:53: Aber das ... dass schon ein wichtiger erster Zugang ist.
00:05:56: Deswegen bin ich da gar nicht so dabei, da irgendeine Front aufzubauen.
00:05:59: Ich finde das nicht förderlich, denn es ist ein erstes, ach so, das könnte es sein.
00:06:03: Und von dort geht man oft weit.
00:06:05: Das ist ein erstes annehmen von, hier brauche ich vielleicht andere Begleitungen als das für viele andere.
00:06:11: Eltern so der Fall ist.
00:06:13: Du hast gesagt, du hast das früh gemerkt und so geht es ganz, ganz vielen Eltern, älterneure, divagente Kinder, dass man doch irgendwie früh zumindest schon mal so ein Bauchgefühl hat, irgendwie oder so eine Beobachtung hat.
00:06:23: Irgendwie ist das mit meinem Kind anders als bei den anderen Kindern, die hier so in der Krabbelgruppe sind.
00:06:27: Und dann diese Begriffe als ersten Anker zu haben, sich einzulesen, dadurch Tipps zu bekommen, die viel besser zum eigenen Kind passen, als das im neuropypischen Kontext der Fall wäre.
00:06:38: Und dann aber zu sagen, aber irgendwie nehmen wir ... Ich geh noch mal irgendwie weiter.
00:06:42: Ich brauch noch mehr Antworten.
00:06:43: Und dann dort zu landen, find ich ganz, ganz wichtig.
00:06:47: Und als Mutter in dem Fall, den Weg zu gehen, weil das durch das Kind angestoßen wird, ist, glaub ich, auch der Klassiker.
00:06:53: Das war bei mir zum Beispiel ganz genau so.
00:06:56: Als du dann gesagt hast, okay, und diesen Entschluss gefasst hast, ich lass das jetzt überprüfen.
00:07:03: Wie bist du vorgegangen?
00:07:04: Wo bist du hingegangen?
00:07:06: Bei mir oder bei meiner Tochter?
00:07:07: Erst mal bei dir?
00:07:09: Ich hab telefoniert, ne?
00:07:10: Ich hab die ganzen ADHS-Zentren, die gibt es ja in Hamburg, aber die haben schon auf den Webseiten stehen, ADHS, keine Anfragen, keine Warteliste, die Krankenhalser, die auch teilweise Diagnostik machen, keine Chance.
00:07:22: Telefonisch nicht mal durchkommen.
00:07:24: Psychiater angerufen, bis nach Lübeck hab ich telefoniert.
00:07:28: Unmachbar also wirklich unrealistisch da zeitnah und mit zeitnah meine ich innerhalb von einem Jahr.
00:07:35: Wie in die Diagnostik zu kommen.
00:07:37: und dann auch meiner Freundin die wie gesagt ein Jahr vorher den Weg hatte also wirklich ganz vitamin B bin ich dann.
00:07:43: an ihre Psychiaterin, die eigentlich gesagt hat, nein, keine Neukunden, aber sie hat dann nirgum.
00:07:48: Na, wir sind seit der siebten Klasse Freunde und dann hat sie ein gutes Wort für mich eingelegt.
00:07:52: Und dann habe ich eine Psychiaterin gefunden, die selber erst ganz neu sich mit der Thematik ADHS Diagnostik befasst hat.
00:07:59: Ja, und da bin ich dann hin und dann war das nur ein Selbstläufer.
00:08:04: Wir bleiben mal erst mal bei deinem Weg, zu dem deiner Tochter kommen wir dann.
00:08:08: Dann hattest du diese Diagnose in den Händen und hast gesagt, ja, irgendwie war ich erst mal unsicher.
00:08:13: Ich musste damit erst mal klarkommen, erst mal Wissen aufbauen, mich erst mal stabilisieren und wirklich begreifen.
00:08:19: Ich hab das.
00:08:20: Wirklich, das stimmt.
00:08:22: Wie war dieser Weg?
00:08:22: Wie hast du das geschafft, zu diesem Annehmen zu kommen?
00:08:28: Na, durch meine Tochter hab ich mich natürlich schon bestimmt zwei Jahre, anderthalb Jahre mit ... ADHS wirklich beschäftigt über viele, viele Podcasts, viele Bücher.
00:08:38: Meine Freunde und ich haben uns viel hin und her gespielt.
00:08:41: Gespräche mit meiner Mutter und ja eben viel mit dieser Freundin eben und meiner Schwester, die es einfach auch haben.
00:08:49: Also es ist meine Halbschwester, auch mit ihrer Mutter habe ich Gespräche, die damals dann die Diagnostik angestoßen hat von ihr.
00:08:56: Und so kam das dann eigentlich.
00:08:57: Und an Leute, die ... Nullberührungspunkte mit ADHS haben oder wenig oder von denen ich auch annehme oder angenommen habe.
00:09:06: Es ist nicht so die richtige Anlaufstelle da jetzt.
00:09:09: Den habe ich auch gar nicht gesprochen.
00:09:10: Es war ein ganz kleiner Treiß und ganz viel Beschäftigung mit mir, mit meinem Vater von dem, wir beide das haben oder naheliegend, dass es von ihm kommt.
00:09:21: Ja, also es war so ein allumfassendes Beschäftigen wirklich damit in alle möglichen Richtungen.
00:09:29: Du hast dich also mit Menschen umgeben in dieser ersten Zeit, bei denen du relativ sicher warst oder gedacht hast, okay, die werden darauf erstmal positiv reagieren, die werden mir zuhören, mit denen kann ich mich ja respektvoll austauschen darüber.
00:09:41: Das Glück, solche Menschen um sich rum zu haben, ist ganz, ganz toll, aber wer das eben nicht hat, findet.
00:09:47: Einfach solch ein Austausch mittlerweile auch digital.
00:09:49: Und das finde ich ganz, ganz toll, dass an der Stelle ein wichtiger Impuls.
00:09:53: Du hast auch geschrieben, du hast therapeutische Unterstützung gehabt.
00:09:57: Und welche war das denn genau?
00:09:59: Was hast du gemacht?
00:10:00: Habe ich aktuell.
00:10:01: Also ich habe dann nochmal Glück gehabt und einfach noch nicht im Moment die richtige Verhaltenstherapeutin angerufen.
00:10:08: Die haben gerade eine neue Praxis eröffnet.
00:10:10: Super.
00:10:11: Zehn
00:10:11: Minuten, zehn Autominuten von mir entfernt.
00:10:14: Ist nicht auf ADHS spezialisiert, hat aber viele Berührungspunkte mit, ist Verhaltenstherapeutin.
00:10:20: Und da bin ich aktuell noch bei ihr.
00:10:23: alle vierzehn Tage zu Anfang an das Wöchentlich gemacht.
00:10:25: Und jetzt alle vierzehn Tage treffen wir uns und erarbeiten Strategien, wie ich mein täglich Chaos, was hier so herrscht, um mich rum und in meinem Kopf natürlich, wie wir das so ein bisschen geordnet kriegen, dass das auch für mich schaffbar ist.
00:10:42: Also es gibt ja viele Tipps, wie stell dir dein Handytimer und schreib eine Liste und häng dir das dahin, aber das funktioniert ja nicht.
00:10:50: Nee, nicht immer, das stimmt.
00:10:52: Kannst du so einen Entwicklungsweg mal beispielhaft erklären?
00:10:57: Ich glaube, dass nicht alle sich was unter Verhaltenstherapie wirklich konkret vorstellen können.
00:11:02: Also so eine Sache, wo du sagst, okay, da habe ich Unterstützung gebraucht, daran haben wir gearbeitet und dann hat sich was vorwärts bewegt.
00:11:10: Hast du da irgendwie was?
00:11:12: Ja, also zum einen ist es, dass in meinem Kopf immer ganz, ganz, ganz viele Pläne sind.
00:11:17: Und die sind auch weitreichend.
00:11:21: Also die sind bis Und dass ich das Gefühl habe, ich muss jetzt alles sofort, also über irgendwie eine neue Wohnung.
00:11:27: Und irgendwie bin ich im Job auch nicht so richtig zufrieden.
00:11:29: Und irgendwie habe ich auch schon wieder was Neues zu lernen.
00:11:32: Und eigentlich würde ich auch gerne auswandern oder wenigstens eine Weltreise machen.
00:11:35: Und das sind ja viele riesigen Themen.
00:11:38: Und dann auch das Einschulungsthema, was ich jetzt habe, das war auch sehr präsent.
00:11:42: Und da hat sie mir einfach Stück für Stück so ein bisschen aufgezeigt.
00:11:46: Und wir haben es auch aufgeschrieben, also auch visualisiert.
00:11:49: Wo kann ich mal gucken und denk doch mal ein bisschen kleiner.
00:11:52: Denk doch erst mal ein halbes Jahr Schritt und dann vielleicht in drei Jahren und dann vielleicht was kannst du in zehn Jahren machen.
00:11:58: Also brech dir das so ein bisschen runter und schreib es eben auf.
00:12:02: Also generell dieses Aufschreiben ist für mich eine gute Sache.
00:12:05: Ich schaffe es nicht immer und hier liegen überall mal irgendwelche Blöcke und Hefte, wenn ich das aufschreiben will.
00:12:11: Und zwei Wochen später denke ich, du wolltest ja mal was aufschreiben, aber das hilft auch die Gedanken aus dem Kopf.
00:12:16: zu kriegen so ein bisschen und auch was so.
00:12:20: Also zum Beispiel war ein Thema, dass meine Tochter nicht, wir schaffen es irgendwie und einfach nicht vor halb zehn im Bett zu kommen, ins Bett zu kommen.
00:12:29: Und es ist immer abends so viel.
00:12:31: und dann hat sie mir aber auch so ein bisschen die Sorgen genommen und hat gesagt, hey, nur weil andere Kinder vielleicht um sechs Abendbrot essen und um zwanzig Uhr dann spätestens im Bett liegen oder vielleicht im besten Fall schon schlafen, heißt es ja nicht, dass das für euch das Richtige sein.
00:12:43: muss.
00:12:44: Also, wenn euch gut geht und ein Kind aus dem Bett kommt, dann ist es halt einfach so, da darf jede Familie auch sein anderes Konzept haben.
00:12:52: Und das ist dann aber auch was, was ich gar nicht groß erzählen muss.
00:12:56: Also, dann manche Leute sagen, du Gott, die können doch nicht erst um halb zehn zehn ins Bett.
00:12:59: Die hat nixentag jetzt ja bald Schule.
00:13:02: Und mich davon auch frei zu machen von den Anwartungen der anderen.
00:13:06: Also, was andere vielleicht für Erwartungen an ihre Kinder oder so stellen, das darf ja jeder für sich haben.
00:13:11: Und Genau, so da, also wirklich ein gar nicht, also Verhalten ein bisschen zu gucken, wo kann ich mein Verhalten und auch meine Denkweise ein bisschen in eine andere Richtung bewegen, dass es mich weniger stresst.
00:13:26: Super, das finde ich eben so so wichtig und darum finde ich es toll, wenn ... Ja, das therapeutische Angebot nicht nur Glückssache ist, dass man einfach in dem zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, sondern dass das einfach zur Verfügung steht, weil die Erfahrungen, die du beschreibst, dass einen das doch an vielen Stellen sehr unterstützt.
00:13:46: Und manchmal auch hilft irgendwie so eine verborente Perspektive, auf die man sich so eingeschossen hat zu verändern.
00:13:52: Bei mir waren es eher die morgende.
00:13:54: Ich bin morgens wirklich nicht so gut zu gebrauchen, sagen wir es mal so.
00:13:59: Und ich schaff so das, was ich machen muss, um dann irgendwann pünktlich vor einer Klasse zu stehen in meinem Beruf.
00:14:06: Aber wenn das zum Beispiel nicht ist, ich hab manchmal einen freien Tag gehabt in der Woche, also einen unterrichtsfreien Tag.
00:14:13: Und allein dieses, ich ziehe mich morgens an und dann sehe ich halt wie es vorzeigbar aus, wenn ich die Kinder irgendwo hinbringe.
00:14:22: Und weil ich hab mich umgeguckt und alle Eltern, die waren vernünftig angezogen, du merkst es okay.
00:14:28: Die Morgenhygiene hat auch schon stattgefunden und so.
00:14:30: Und ich bin da manchmal wirklich wie ein Schlumpi hin.
00:14:33: Und hab mich damit mega schlecht gefühlt.
00:14:35: Aber ich kann das morgens einfach nicht gut.
00:14:37: Das gelingt mir einfach.
00:14:38: Manchmal ja, aber manchmal eben auch nicht.
00:14:40: Und da war dann so, ich geh jetzt, ich hab eine Ergotherapie gemacht, die aber ähnlich gearbeitet hat.
00:14:45: Und dann war so dieses Jahr.
00:14:47: Aber warum willst du denn genauso da aus dem All gepellt aussehen wie alle anderen?
00:14:52: Leidet dein Kind darunter, dass du dann halt im Jugglinganzug da hingehst?
00:14:57: die Jahre noch im Knödel hast?
00:14:59: oder leidest du da wirklich drunter?
00:15:01: Also ist das schlimm wirklich?
00:15:03: Und nö, dann darfst du doch so sein.
00:15:05: Dann machst du das halt zum späteren Zeitpunkt.
00:15:07: Es gibt ja kein Gesetz darüber, das sagt morgens um sieben, muss man Zähne geputzt
00:15:11: haben und
00:15:12: die Haare gekämmt und schön und gestylt sein.
00:15:15: Meinte, das ist gar kein Gesetz, das kann man, wenn das in den eigenen Tagesablauf passt, wirklich flexibel gestalten.
00:15:22: Und ich dachte, ha!
00:15:24: Ach
00:15:26: so,
00:15:26: das ist unglaublich wichtig, finde ich total.
00:15:29: Genau, wertvoll.
00:15:30: Manchmal braucht es irgendjemand, der einfach mal sagt, hey, ändert doch mal die Perspektive.
00:15:35: Was mir auch hilft, ist tatsächlich eine Selbsthilfegruppe, eine ADHS, also nur für Erwachsene.
00:15:42: Die findet monatlich statt, war auch nicht so leicht, da tatsächlich ranzukommen und überhaupt erst mal eine zu finden, die noch Leute aufnimmt.
00:15:50: Aber das ist auch einfach wirklich nett.
00:15:54: zwei stunden nur unter menschen zu sein die genauso ticken wie du.
00:15:58: Und sich darin zwaggelt's an zu hören und zu denken ja guck mal den gibt's genauso und dann tauschen wir uns aus und geben uns tipps.
00:16:05: also es gibt immer ein thema grob aber jeder darf auch seine themen und haben auch ein oder zwei ganz tolle.
00:16:12: Herren, die das Ganze so ein bisschen leiten und managen.
00:16:14: Das muss natürlich sein, wenn da bis zu fünfundzwanzig ADHS-Laufen sitzen, dann braucht es ein bisschen jemand, der der Struktur reinbringt.
00:16:21: Und auch mal jemand sagt, der hat genug geredet, der nächste bitte.
00:16:25: Aber das macht einfach Spaß und das ist ganz wertvoll, ein ganz netter Moment, immer dort zu sein.
00:16:30: Das kann ich mir sehr gut vorstellen.
00:16:37: Du hast gesagt, als Weiterunterstützung nimmst du ein Medikament.
00:16:42: Seit wann nimmst du das?
00:16:44: Also ich nimm jetzt Elvanse, also das ist Listex am Fetamin der Wirkstoff, seit Mai.
00:16:53: Ich habe kurz nach der Diagnose für zwei, höchstens drei Monate mit Helfinidata, also den, was man für Kinder unter Ritalin kennt, genommen.
00:17:03: Das hat mir aber nicht so gut getan.
00:17:05: Und mit Elvanse ist es jetzt, ich bin doch noch immer so ein bisschen in eine Eindussierung.
00:17:11: Aber das ist ganz gut, das macht ... Das hilft mir, das unterstützt mich, ja.
00:17:17: Was ist der größte Unterschied zu davor?
00:17:21: Also, ich bin einfach nicht mehr so schnell auf hundred-achtzig und so schnell gestresst und ich bin auch sehr ungeduldig und bin dann auch schnell, wenn jemand nicht so schnell ist, vor allem mein Kind nicht so schnell ist, auch morgens, dann bin ich schon morgens auf, so, ah, und ... auch das Chaos in der Wohnung um mich rum.
00:17:41: Das kann ich alles jetzt besser ertragen.
00:17:42: Das ist natürlich alles noch da.
00:17:44: Und ich such auch täglich Dinge und ich verliere ständig Dinge.
00:17:48: Das ist alles noch da.
00:17:50: Aber ich kann damit besser umgehen.
00:17:52: Es fühlt sich
00:17:53: nicht mehr so stressig in meinem Kopf.
00:17:55: Es macht nicht mehr so viel Druck.
00:17:56: Es ist okay.
00:17:57: Und klar, manchmal komme ich dann in den Stress, wenn ich dann wieder meine EC-Karte nicht finde oder whatever.
00:18:04: Aber es ist so ein bisschen ... gesmoove da irgendwie alles im Kopf und auch vielleicht ein bisschen mehr glücklich.
00:18:13: Das ist doch ein sehr schöner Satz, wenn man den danach sagen kann, nachdem man so ein Weg beginnt.
00:18:19: Kann mir das... Also du bist ein bisschen mehr aus dem Alarmmodus raus.
00:18:23: Dieser Alarmmodus, diese ständige angespannt sein, diese ständige Kurzformzünden sein.
00:18:29: Das kennen glaube ich ganz viele und das wird auch für mich der Weg, warum ich diesen Medikamentenweg, wenn ich mit dem Stillen durch bin, einschlage, weil... Das ist... Also selbst wenn man es scharf dagegen zu arbeiten, ist es einfach eine immense Anstrengung, jeden Tag sagen nein.
00:18:48: Einatmen, ausatmen.
00:18:49: Einfach, weil es nicht aus einer Selbstverständlichkeit heraus passiert, sondern wirklich immer Aufmerksamkeit und Anstrengung braucht, das zu schaffen.
00:18:58: Jetzt ist es ja so, dass nicht nur du zu Hause die Neure Divergenz reinbringst, sondern auch dein Kind.
00:19:03: Dein Kind hatte auch vor dir die Diagnose.
00:19:06: Du hast gesagt, so mit vier ploppte das Thema oder das Wort ADHS dann endgültig auf.
00:19:12: Wie ging es dann weiter?
00:19:14: Dann hab ich mich auch da auf die Suche nach Ärzten gemacht, die Kinderdiagnostizieren.
00:19:20: Bin dann bei einem Neurologen gelandet, auf dessen Homepage dann eben auch das so Stand-ADHS-Diagnostik, den konnte man nur, ich glaube, zweimal im Jahr per E-Mail kontaktieren als neuen Patient.
00:19:31: Hab dann beim ersten Kontakt eine Absage bekommen direkt.
00:19:33: Bitte probieren Sie es im halben Jahr wieder.
00:19:36: Oder quaterheitsmäßig kriegst du jetzt nicht mehr zusammen.
00:19:38: Bei der nächsten Anfrage habe ich mir einen Timer gestellt, in dem Kalender sich es bloß nicht vergesse, diese E-Mail heute zu schreiben.
00:19:45: Schon alles vorformuliert und dann nur auf Senden gedrückt.
00:19:48: Dann hat es noch ein paar Wochen gedauert und habe ich die Zusage bekommen.
00:19:52: Weiteres Fatal, halbes Jahr gewartet, bis wir dann den ersten Termin dort hatten, das erste Mal vorstellig werden.
00:19:59: Da war dann mein Kind, ich schätzte ja tatsächlich so um die Vier und halb, Ende Vier.
00:20:05: Und dann ... Hat er gesagt, sie ist jetzt noch offiziell zu klein, offizielle Diagnostik eben erst ab sechs.
00:20:12: Und ich soll nämlich rechtzeitig melden, weil es mir sehr wichtig war, ein offizielles Schreiben, also eine Diagnose wirklich zu haben vor Schulstart.
00:20:24: Genau, und so habe ich dann Ende letzten Jahres den Neurologen wieder angeschrieben, dass ich jetzt bitte im März, April irgendwie die Testung in meiner Tochter zu bekommen.
00:20:33: Und das hat dann auch alles so geklappt.
00:20:36: Ja, sehr gut.
00:20:38: Was ich im Gespräch mit einer Psychologin hier auch im Podcast erfahren habe, war, dass diese Empfehlungen so erst ab sechs, das ist so das generelle Alter, meist auch in Kombination eben dann mit dem Schuleintritt, der ja bestimmte Verhaltensweisen erst deutlich machen kann.
00:20:55: Es gibt Kinder, die bis dahin so doch deutlicher unter dem Radar laufen und plötzlich kommt die Einschulung, Bewegung fehlt und so weiter und plötzlich kommt das alles deutlicher zum Vorschein.
00:21:04: Und diese Psychologin sagte eben, also sie findet eigentlich dieses Zeitfenster zwischen vier und sechs, gerade im Pieck so vier bis fünf, ganz gut für eine Diagnostik, weil viele Kinder und vor allen Dingen viele Mädchen zu dem Zeitpunkt noch nicht so stark maskieren, wie sie das durch den Druck in der Schule später tun.
00:21:24: Also es kann.
00:21:25: zu einem Schuleintrittsalter manchmal schwieriger sein zu diagnostizieren.
00:21:30: Das würde ich gerne einmal so als Perspektive mitgeben.
00:21:34: Und fand ich so eine ganz spannende Sache.
00:21:37: Und das ist ja genau das Zeitalter, in dem ihr dann diagnostiziert habt.
00:21:43: Jetzt war es so, das hast du mir erzählt, da hast du dich im Laufe dieser... Zeit irgendwann von deinem Partner getrennt hast oder ihr habt euch getrennt und dann warst du alleinerziehend.
00:21:54: Ich weiß von sowohl Menschen die noch mit ihrem Partner zusammen sind oder ihrer Partnerin als auch von vielen Alleinerziehenden.
00:22:03: müttern, fast durch die Bank weg.
00:22:05: Dass es manchmal schwierig sein kann, wenn so ein Elternteil sagt, ich habe mich jetzt eingelesen.
00:22:10: Ich glaube, das ist es.
00:22:11: Wir machen uns jetzt auf den Weg, dass es Konfliktpotenzial hat, den Partner da in dem Fall mitzunehmen.
00:22:17: Wie war das bei euch, wenn du das berichten magst?
00:22:21: Also, wo Juna eben noch klein war und wir noch zusammengelebt haben, war das natürlich auch schon Thema.
00:22:27: Da hat er das abgewiegelt.
00:22:29: Er hat aber auch keine, in Anführungsstrichen, Vergleiche, weil er sich nicht viel um sie gekümmert, er hat viel gearbeitet und der Rest war bei mir.
00:22:38: Und als es dann weiterging, hab ich ihn ... Ich hab ihm dann irgendwann gesagt, Mensch, ich glaub, die hat ADHS und so, aber ich hab ihn tatsächlich nicht groß in Kenntnis gesetzt über meine Pläne.
00:22:48: Und über die Arzttermine.
00:22:49: Ich hab's ihm dann irgendwann erzählt.
00:22:52: So, wir haben heute die Diagnostik und hab ihn dann auch ... Das war dann auch für ihn alles so weit okay.
00:22:57: Er hat da nie so groß ... Nichts gegen, aber auch nichts groß dafür.
00:23:02: gesagt.
00:23:03: Erst wurde dann jetzt, also wir sind jetzt im Oktober seit drei Jahren getrennt.
00:23:09: Heides Jahr später ist er dann erst ausgezogen.
00:23:12: Und erst da wurde dann jetzt Juna öfters auch mal alleine wirklich hatte und dann eben auch.
00:23:17: er hat nun zwei Freunde mit Kindern im ähnlichen Alter, dann auch tatsächlich mal sehen konnte er ja okay, gut, die anderen Kinder.
00:23:23: Puh, ja, also unser Maus ist da schon ein Ryskaliber irgendwie, was die Energielevel angeht und ihr Temperament und so.
00:23:30: Da hat er dann, glaube ich, ein kleines Eingeständnis mal den Thema geben müssen oder auch sich das dann doch mal eingestehen müssen, dass da einfach schon irgendwie was ist.
00:23:44: Das ist ganz oft so, dass das Elternteil, das die deutlich höhere Kehrarbeit leistet, viel, viel schneller an den Punkt kommt.
00:23:51: Durch Beobachtungen, wie du gesagt hast, und durch die tägliche Erfahrung, puh, das ist aber irgendwie begleitungsintensiv.
00:23:57: Und dann einfach auch viel, viel früher an so Stellen kommen zu sagen, nee, wir brauchen, glaube ich, Unterstützung oder wir müssen das genauer anschauen lassen.
00:24:05: Dass jetzt dein Ex-Partner wirklich sich auch auf diese Perspektive einlässt, ist ja schon mal sehr erfreulich.
00:24:11: Merkst du oder seid ja auch im Austausch da drüber.
00:24:14: was euer Kind an Begleitung braucht.
00:24:17: Denn es braucht ja einfach eine sehr individuelle Begleitung in diesem Fall.
00:24:20: Es gibt vielleicht bestimmte Dinge, die eben nicht neurotypisch laufen.
00:24:24: Könnt ihr euch darüber gut austauschen und sagen, hey, das ist irgendwie wirklich das Minimum.
00:24:28: Darauf musst du bitte achten.
00:24:30: oder müssen wir beide bitte achten, dass das als Orientierung für unsere Tochter immer da ist zum Beispiel.
00:24:35: Also geht das im Austausch?
00:24:39: Ich hab' ihn jetzt gerade kürzlich einige Videos geschickt und auch dein Buch als Hörbuch vorgeschlagen.
00:24:48: Also das ist ein Kopf voll Gold.
00:24:50: Er lässt sich schon da drauf ein.
00:24:52: Wenn ich dann aber Sätze höre wie, ach naja, bei Juna ist es ja alles nicht so schlimm im Gegensatz zu anderen Kindern und vielleicht verwext sich das ja auch noch.
00:25:03: dann sträuben sich mir natürlich so ein bisschen die Nackenhaare hoch und ich denke, okay, leider noch nicht ganz begriffen die ganze Thematik.
00:25:13: Und dann schickt er mir auch manchmal links so schöne Werbung, die er dann irgendwo im Handy entdeckt, dass die ADHS und Zusammenhang mit Magendamen, wenn er ein Probiotiker geben könnte, schwierig.
00:25:27: Also ich glaube, er hat das schon anerkannt.
00:25:28: und als ich ihm gesagt habe, hey, ich habe ADHS, da hat er ... das auch angenommen und gesagt, das kann sein.
00:25:36: Wir haben nur drei Jahre zusammen unter einem Dach gelebt.
00:25:39: Aber dadurch, dass mein Kind wirklich nicht häufig bei ihm ist, das ist kein Alltag, was die beiden haben.
00:25:45: Es sind alle vierzehn Tage, Samstag, Nachmittag bis Sonntag.
00:25:49: Wenn ich Glück habe, einmal im Monat, Glück in Anführungsstrichen, einmal im Monat, ein ganzes Wochenende, wo ich dann ja auch Freizeit habe, wo sie bei ihm ist.
00:25:57: Von daher ... Bleibt der meiste Teil einfach an mir hängen und ich versuche da alle Tipps und Bücher und Möglichkeiten, was man so bekommt, anzunehmen und das so gut es geht umzusetzen.
00:26:08: Und ich denke, damit ist ihr viel geholfen.
00:26:11: Super.
00:26:13: Wie strukturiert ihr denn den Alltag?
00:26:15: Das gerade gesagt, sie ist einfach viel bei dir.
00:26:17: Was sind so ein paar Pfeiler im Alltag, die dich da gut oder die euch beide gut unterstützen und auch gut durch den Tag bringen?
00:26:27: Es ist, dass wir morgens ... wenn wir eben, ja, zur Kita müssen, wenn wir pünktlichen Tagestart irgendwie haben, dass ich ihr ganz viel helfe, dass ich schon die Zahnbiste vorbereite, dass wir dann zusammen überlegen, was möchtest du anziehen, dass ich ja auch da, dass ich sie da weiterhin unterstütze.
00:26:47: Sie kann das natürlich alles selber, wenn ich sie wecken würde und sagen, hey komm, wir gehen jetzt in den Innenstuhlplatz, in einer halben Stunde bist du fertig, dann ist sie in zehn Minuten fertig.
00:26:56: Wenn es in die Kita geht, ist das eben anders, da brauchst du die Unterstützung.
00:26:59: Das habe ich für mich mitgenommen und gelernt und das ist für mich okay.
00:27:03: Und wir haben unter der Woche wenig Termine, sie hat ein, sie tanzt.
00:27:08: Jeden Montag, das ist unser einziger fixer Termin.
00:27:13: Und alles andere lassen wir uns auf uns zukommen.
00:27:15: Wir haben weniger Verabredungen, weil ich einfach gemerkt habe, es stresst uns beide sehr.
00:27:19: Also dieses pünktliche Irgendwo sein natürlich.
00:27:23: habe ich auch den, die Menschen und Umfeld mittlerweile, schaffe ich mir selber Zeitfenster.
00:27:27: Ich selber bin ein überpünktlicher Mensch immer.
00:27:30: Ich bin überorganisiert, um irgendwo pünktlich zu erscheinen und gerade selber in Stress, wenn ich merke, ich bin nicht pünktlich.
00:27:36: Genauso stresst es mich, wenn andere nicht pünktlich sind.
00:27:38: Und deswegen habe ich da gelernt, ich schaffe mir kleine Zeitfenster.
00:27:41: Ich muss nicht sagen, ich bin um vier da.
00:27:43: Es reicht auch, wenn ich sage, zwischen vier und halb fünf.
00:27:46: Das habe ich, das haben wir so ein bisschen organisiert und mein Anspruch an die Ordnung zu Hause ist gesunken.
00:27:53: Also, ich mag es eigentlich, wenn es zu Hause ordentlich ist.
00:27:56: Ich brauche klin, einigermaßen ordentliche Flächen.
00:27:59: Ich kann dieses ganze Chaos, was in den Kinderzimmer ständig herrscht, das fällt mir sehr schwer, dort dann entspannt zu spielen, ohne dass ich nicht nebenbei anfange, umzuräumen.
00:28:10: Das ist dann aber auch eine Sache, wo ich dran für mich arbeite.
00:28:16: Und das wir eben auch mal morgens am Sonntag ... Sie zieht sich eben gar nicht um, weil sie Bock hat, den ganzen Tag im Schlaf zu sein.
00:28:23: Und Sonnensachen.
00:28:24: Also wirklich, was wir Anfang schon kurz gesprochen haben, diese Erwartungen oder diese Standards, von dem man so glaubt, die sollte man erfüllen.
00:28:32: Sei es jetzt Gestalt, das kennt Indikator zu bringen oder eben, ja, dann geht sie eben auch mal erst um zehn ins Bett unter der Woche.
00:28:39: Und dann essen wir eben auch mal einfach Abendbrot vom Fernseher, weil sie einfach das furchtbar findet, mit mir zehn Minuten am Tisch zu sitzen, am Esstisch.
00:28:48: Ja.
00:28:49: Das finde ich total toll.
00:28:50: Dieses Annehmen, sich darauf einlassen, sich abzuschirmen von den Erwartungen anderer zu sagen, nee, für uns hier klappt das gut.
00:28:58: Wir sind damit beide glücklich und kommen damit.
00:29:02: gut zurecht, dann ist das doch völlig legitim.
00:29:06: Aber das ist ein Weg, das kann ich sehr bestätigen.
00:29:09: Und es gibt auch, wenn man schon ganz viel weiß, immer so Momente, wo ich denke, wo ich mich selber dabei ertappe, aber das muss doch jetzt wenigstens das, muss doch jetzt mal bitte klappen oder das muss doch mal so.
00:29:19: Und das trotz allem, was ich mittlerweile weiß, passiert mir das immer noch.
00:29:23: Und es ist jetzt schneller so, dass ich sagen kann, ach nee, es darf bei uns anders aussehen.
00:29:30: Es ist okay.
00:29:32: Ja, finde ich.
00:29:33: Aber darum geht es ganz, ganz viel.
00:29:35: Jetzt hast du ja gesagt, du bist natürlich durch, was heißt natürlich, du bist einfach durch die Trennung in der überwiegenden Verantwortung sozusagen.
00:29:44: Wie schaffst du es auf dich zu gucken?
00:29:49: Auch im Prozess gewesen.
00:29:52: Ich war körperlich und nervlich ziemlich am Limit.
00:29:58: auch um den Zeitpunkt, wo ihr Vater dann ausgezogen ist.
00:30:02: Da ging's mir wirklich schlecht.
00:30:03: Ich hatte dann auch angefangen eine Mutter-Kind-Kur begonnen, wo wir aber beide leider krank geworden sind, weswegen ich sie frühzeitig abgeboten habe.
00:30:12: Jetzt im April hab ich wieder eine Mutter-Kind-Kur gemacht.
00:30:15: Das war ganz, ganz toll.
00:30:16: Ich kann sie eben nur ans Herz legen.
00:30:18: Es gibt supertolle Kurhäuser.
00:30:20: Und da hab ich viel auf gelernt, mich ... ein bisschen mehr wieder in den Vordergrund zu stellen.
00:30:26: Also, ich glaube, jede Mutter, nicht nur von Neuro, die wir kennen, neigt dazu, sich selber ganz hinten anzustellen.
00:30:33: Zuerst kommt natürlich das Kind, dann kommt wahrscheinlich so der Mann, dann vielleicht der Haushalt, dann irgendwie noch alles andere.
00:30:40: Ich hab noch ein Hund, dann kommt Freunde und dann kommt man selber.
00:30:44: Und das funktioniert so nicht.
00:30:46: Also, das hab ich für mich zumindest festgestellt.
00:30:48: Und jetzt ist es so ... Sie ist eben alle vierzehn Tage, zumindest für eine manchmal auch für zwei Nächte bei ihm.
00:30:55: Dann schaue ich ganz genau hin, was brauche ich, was möchte ich und oft entscheide ich mich tatsächlich für die Couch und meine Serie.
00:31:03: Aber natürlich gehe ich auch mal aus und ich gehe bezahlt nur an drei Tagen die Woche arbeiten für jeweils sechs Stunden.
00:31:12: Mittwoch haben wir immer einen gemeinsamen freien Tag gehabt.
00:31:15: Das ändert sich jetzt mit der Schule.
00:31:16: Freitags habe ich immer meinen freien Vormittag, den ich auch oft für mich genutzt habe.
00:31:20: Also ich habe dann schon aufgeräumt, während sie dabei war oder wir haben zusammen aufgeräumt, damit ich nicht Freitags sage, so Freitag ist jetzt mein freier Tag, ich muss jetzt einkaufen, Haushalt machen, was nicht noch alles anfällt.
00:31:33: Nee, also auch diese Ansprüche habe ich da runtergeschraubt.
00:31:38: Also alles außerhalb ihrer, zu schaffen.
00:31:42: außerhalb der Zeit zu schaffen, wo sie da ist.
00:31:44: Dass ich das wirklich mache, wenn sie da ist oder abends dann halt mal.
00:31:50: Und das sind meine Zeitinsen, ne?
00:31:53: Also freit er früh.
00:31:53: Und jetzt in Zukunft dann ja auch der Mittwoch.
00:31:56: Also ich werde nicht mehr arbeiten gehen, ich werde nicht den Mittwoch jetzt sagen, gut, dann gehe ich jetzt arbeiten.
00:32:01: Nein, ich nutze auch diesen Tag noch weiterhin für mich und habe jetzt einen Töpferkurs gebucht, auf dem ich mich ganz doll freue.
00:32:07: Also, dass ich wirklich schaue, was ich muss, was für mich machen, was tut mir gut.
00:32:12: Und wie kriege ich das umgesetzt?
00:32:14: Ja, das finde ich sehr beeindruckend.
00:32:17: Es klingt wirklich nach guter Selbstfürsorge.
00:32:20: Wie du sagst, es ist ein Weg und es bleibt wahrscheinlich auch immer einer und es gibt solche und solche Phasen.
00:32:25: Aber ein neuer divergentes Kind zu begleiten ist eine wirklich große Anforderung.
00:32:30: Und das auch in der Maße zu tun, dass es für das Kind auch förderlich ist, ist eine noch größere Aufgabe.
00:32:36: Das Alleinerziehen zu tun ist noch mal eine größere Aufgabe.
00:32:40: Und darum finde ich ganz, ganz toll, dass du da schon so gut für dich sorgst oder auch wirklich überlegst, okay, ich habe dann, denn das höre ich öfter, ich habe dann und dann Zeit für mich, weil zum Beispiel die Kinder oder in deinem Fall das Kind beim Papa ist.
00:32:54: Und was möchte ich in dieser Zeit wirklich machen?
00:32:57: Manchmal höre ich auch so, ja, dann war wieder dieser Tag oder dieses Wochenende und ich hab mir das nicht so richtig überlegt.
00:33:03: Und dann ist das irgendwie so, hab ich da so vor mich hingewurstelt oder hingedattelt.
00:33:07: Das kann ja alles Mögliche sein, aber das gar nicht bewusst irgendwie genutzt.
00:33:10: Und dann war das Wochenende rum und irgendwie hab ich mich nicht richtig erholt gefühlt, weil ... Ja, ich mich ... da gar nicht strukturiert hab oder gar nicht überlegt hab, was, was tu ich mit dieser Zeit?
00:33:22: Und das find ich total schön, dass du das da für dich schon ganz gut rausgefunden hast.
00:33:28: Wie ist es denn mit weiterer Unterstützung von außen?
00:33:32: Habt ihr da, oder könnt ihr da auf irgendwas zurückgreifen?
00:33:36: Also, meine Mutter wohnt nebenan.
00:33:38: Das ist mir natürlich eine Riesenhilfe auch mit dem Hund.
00:33:41: Ich ... Ich bin aktuell in einer Tierarztpraxis angestellt.
00:33:46: Meine erste Ausbildung war als Tierzhelferin.
00:33:48: Und ich habe aber leider eine Katzen-H-Allergie entwickelt.
00:33:51: Und nein!
00:33:52: Deswegen habe ich jetzt seit einem Jahr ungefähr im Homeoffice-Arbeiter.
00:33:56: Und das entstresst mich natürlich auch ungemein.
00:33:59: Also ich hätte einen Arbeitsweg von, ja, mit forty bis fünfzig Minuten eine Tour gehabt.
00:34:05: Und ja, Schule und also die Kindergarten und auch die Schule in Zukunft, die sind wirklich fußläufig zu erreichen von hier aus.
00:34:12: Und das ... entsährt.
00:34:14: Ich habe eine gute Freundin, die meine Tochter auch gerne man nimmt, die aber auch selber ein sehr bewegtes Leben immer hat.
00:34:20: Also es ist tatsächlich, ja, Opas gibt es.
00:34:25: Also der eine Opafeterlicherseits ist schon lange tot und mein Vater hat ein krankes Haus und es sieht nicht gut aus.
00:34:33: Und also es ist tatsächlich nur die eine, also meine Mutter.
00:34:38: Die andere Oma erfäterlicherseits, die ist sehr alt, die hat begann an nicht so das Interesse an ihr gezeigt.
00:34:46: Ja,
00:34:47: also meine Mama und darüber hinaus eher nicht.
00:34:51: Okay, kann deine Tochter das gut annehmen?
00:34:53: Weil ich weiß aus dem Austausch und aus eigener Erfahrung, dass neue, divergente Kinder mehr dazu neigen, doch stark auf ihre Elternteile fokussiert zu sein und es gar nicht immer so gut zu finden, dass selbst wenn das sehr vertraute andere Personen sind, dann dort Zeit zu verbringen, allein?
00:35:11: Ja, aber bei der Oma tatsächlich.
00:35:13: Also da ich das ... Ach, schön.
00:35:15: Wir haben beide denselben Wohnungseingang und das ist wirklich nur einmal mit Tür öffnen.
00:35:19: Das ist natürlich
00:35:20: ideal, ja.
00:35:21: Einen uns den Treppenhaus stürmen.
00:35:22: Von daher war die Oma von Anfang an eine enge Bezugsperson, also wahrscheinlich ... neben dem Vater die Ängste.
00:35:30: Und von daher war das gut.
00:35:31: Und ich glaube, sie hat das erste Mal bei der Oma geschlafen.
00:35:33: Da war sie so zwei, zweieinhalb.
00:35:36: Und das klappt super.
00:35:38: Und sie geht auch rüber.
00:35:39: Und wenn sie irgendwas Neues hat, dann muss ich jetzt Oma zeigen.
00:35:42: Weil ich muss mal über das Musik der Oma erzählen.
00:35:44: Also das ist ein ganz, ganz wichtiger Mensch für uns.
00:35:47: weiter.
00:35:49: Ganz, ganz toll.
00:35:51: Wenn du ... Eine Sache benennen müsstest, wo du sagst, das ist das, was neurodivagente Familien am allerdringsten brauchen, was sie am allermeisten unterstützt.
00:36:02: Was wäre das?
00:36:04: Weil sich selber oder jetzt eher vom Außen?
00:36:08: Darfst du frei sagen.
00:36:09: Was schießt dir als erstes in den Kopf, wenn ich sage, was ist die Unterstützung für neurodivagente Familien?
00:36:15: Akzeptanz.
00:36:18: Ja.
00:36:20: Punkt.
00:36:21: Punkt.
00:36:22: Das können
00:36:23: wir genau so stehen.
00:36:24: Aber
00:36:26: ich habe das jetzt letztens gehört, dass Juna zu mir gesagt hat, ja, wir haben dann da gegessen und dann hat das andere Kind gesagt, Juna, du darfst noch nicht aufstehen.
00:36:33: Man muss so lange sitzen bleiben, bis alle fertig sind.
00:36:37: Ein ganz kleines Beispiel aus unserem täglichen ... Und die Sache ist ja ... Meine Tochter und ich glaube auch viele andere Neurodive, sie kann ja.
00:36:46: Sie kann im Kindergarten sich anpassen, sie kann still sitzen, sie kann sich anziehen, sie kann ihre Zähne putzen alleine.
00:36:53: Sie kann das alles.
00:36:54: Aber es fällt ihr in bestimmten Bereichen so schwer.
00:36:57: Und warum soll ich jetzt uns beiden zu Hause jetzt das Leben noch erschweren, in die ich diese Dinge, die von außen erwartet werden, ihr jetzt hier eintrichtere?
00:37:07: Sie kann das ja.
00:37:08: Es ist ja nicht, dass sie ... von morgens bis abends nur durch die Decke geht.
00:37:14: Es gibt bestimmt solche Fälle, aber auch da ist Anja nicht geholfen, wenn ich jetzt beim Kind zu Hause dazu verdonnere, eine halbe Stunde am Essenstisch zu sitzen.
00:37:23: Ja, und man muss sich auch immer vorstellen, dass die Anforderungen für diese Kinder einfach deutlich über dem über dem Durchschnitt, wenn man den jetzt mal setzen möchte, dass sie da deutlich darüber liegen und die Idee von, okay, an welchen Stellen kann ich es leichter machen?
00:37:36: An welchen Stellen kann ich Ihnen mal eine Anforderung abnehmen?
00:37:39: Das hat nichts mit diesem komischen Narrativ von, ach, ich verwöhne oder verhetsche oder helikoptera oder verweichliche.
00:37:47: Es hat damit gar nichts zu tun.
00:37:49: Das ist ein bisschen Entlastung schaffen in einem Alltag, der überfordernd ist in der Regel.
00:37:55: Und ich sage auch immer, ich kann mir auch Kaffee machen.
00:37:57: Ich weiß, wie das geht.
00:37:58: Ich weiß, wo die Tassen sind, ich weiß, wo der Kaffee ist.
00:38:00: Ich kann diese Maschine bedienen, aber ich bin einfach morgens nicht die optimale Version meiner selbst.
00:38:07: Und darum finde ich es ganz toll, dass mein Mann mir einen Kaffee macht.
00:38:10: Ich starte direkt entlastet da in den Tag.
00:38:14: Und es ist ja nur eine klitzekleine Stellschraube.
00:38:16: Und warum sollte ich mein Kind, wie du sagst, durch Dinge durchdrücken, bei denen ich weiß, ey, das habe ich so schnell unterstützt.
00:38:23: Ist doch toll, dass ich eine ganz schnelle Möglichkeit habe, ein kleines bisschen Entlastung zu schaffen.
00:38:28: Der Rest des Tages ist noch anstrengend genug.
00:38:30: Und genauso muss man das auch betrachten.
00:38:33: Und ich weiß aber, dass wenn man diese Erfahrungen nicht selber gemacht hat, die Akzeptanz leider oft noch nicht so da ist.
00:38:41: Und das ist auch die große Kunst von echter Akzeptanz.
00:38:44: Nämlich, hey, das ist zwar gar nicht meine Erfahrungswelt und ich kenne mich damit gar nicht so gut aus.
00:38:48: Aber wenn du sagst, dass das gut für euch ist, dann akzeptiere ich das.
00:38:52: Auch wenn ich diese Erfahrung nicht selber gemacht habe.
00:38:55: Und das würde ich mir gesamtgesellschaftlich ein bisschen wünschen.
00:39:00: Ja.
00:39:01: Du hast schon gesagt, dein Kind, und ich weiß gar nicht, ob du es im Vorgespräch hatten oder jetzt hier, aber auf jeden Fall beginnt für euch die Vorschule.
00:39:08: Du bist in Hamburg?
00:39:09: Genau.
00:39:10: Genau.
00:39:10: Und da ist es so, dass es die Möglichkeiten der Vorschule gibt.
00:39:14: Kannst ja gleich mal ganz kurz erzählen, wie das bei euch läuft.
00:39:18: Weil ich weiß, dass das schon etwas eher Besonderes ist, ist nicht in vielen Bundesländern eine Möglichkeit.
00:39:26: Und wenn du da kurz ein Einblick gegeben hast, wie jetzt da euer Weg ist und was da jetzt startet, dann fände ich interessant, inwiefern du vielleicht deine Tochter darauf vorbereitet hast oder wie ihr diesen Weg jetzt angeht.
00:39:40: Genau, in Hamburg gibt es das schöne Prinzip der Vorschule und zwar nicht an der Kita, also auch natürlich bieten alle.
00:39:47: Was ich so höre, all unsere Kitas auch in der Kita-Vorschullarbeit an, wenn die Kinder vier und halb sind.
00:39:52: Teilweise gibt es dann extra Gruppen.
00:39:54: Bei uns in der Kita, weil es eine kleine Familiengruppe ist, mit dreißig Kindern wurden dann die größeren, die Vier- und halbjährigen in einem anderen Raum.
00:40:02: Da wurde dann die Vorschullarbeit gemacht, also das ist das eben nicht, sondern es gibt wirklich an den Grundschulen selber.
00:40:08: An unserer Grundschule sind es jetzt insgesamt drei Vorschullklassen, wo die Kinder hin können mit fünf.
00:40:15: Also die vielleicht schon nicht bis sechs oder in dem Alter in der Kita bleiben sollten, weil die einfach schon mehr brauchen, weil die gelangweilt sind oder oder, die kann man dann mit fünf an die Vorschule geben.
00:40:25: Nun ist meine Tochter ja, ja, ich sag mal, ein Musskind, sie ist im Mai sechs geworden.
00:40:31: Und deswegen habe ich den Weg eines Rückstellungsantrags, bin ich den gegangen.
00:40:36: Viel Formalitäten, nicht einfach, also nur weil ich als Mutter jetzt der Meinung bin, mein kleines Mädchen ist noch nicht ... bereit genug oder noch nicht weit genug für die erste Klasse.
00:40:45: Das interessiert erst mal niemanden.
00:40:47: Ich brauchte dann Schreiben von einer Kit der Leitung.
00:40:49: Ich brauchte das OK erst mal von der Schulleitung.
00:40:52: Und die haben das dann bei der Schule Behörde eingeleitet.
00:40:55: Ich musste lange, lange mit Juna.
00:40:57: Zwei Stunden ärztliche Untersuchung, Gespräche, um dann das OK zu kriegen.
00:41:03: Ja, gut, dein Kind ist zwar eigentlich schon sechs und somit pflichtig für die erste Klasse, aber sie darf zur Schulschule.
00:41:11: Hat die Diagnose da geholfen?
00:41:14: Die hatten wir da ja noch nicht safe.
00:41:15: Also das fand alles letztes Jahr im Sommer schon statt.
00:41:17: Also ich hab mich da auch da früh drum gekümmert, weil ich finde, diese Sicherheit brauchte, ist es jetzt so oder so.
00:41:23: Das war mir ganz wichtig, dass sie die Vorschule mitmachen darf.
00:41:27: Letztes Jahr mit fünf war sie noch nicht so weit.
00:41:31: Sie brauchte dieses letzte Kita.
00:41:32: Ja, sie ist jetzt mit zweieinhalb in die Kita gekommen und sie hat zwei Jahre mindestens gebraucht, dort anzukommen.
00:41:38: Es waren zwei Jahre lang ... ein tägliches, morgendliches Drama, meine Tochter in die Kita zu bringen.
00:41:46: Und sie war gerade angekommen.
00:41:47: Sie war gerade so, okay, ja, Kita ist okay.
00:41:50: Sie würde sich niemals freiwillig für die Kita entscheiden.
00:41:52: Wenn ich sage, Mama, willst du zu Hause bleiben oder in die Kita, wird sie immer zu Hause.
00:41:56: Aber so, es war jetzt wichtig, dass sie auch ein Jahr lang gerne in die Kita gehen.
00:42:01: Ja.
00:42:02: Und dass sie auch jetzt ein Jahr lang die größere, die ältere war.
00:42:07: Größe, sie ist auch körperlich eher klein, sie ist eher wie eine fünfjährige und bringt eben auch mit dieser Neurodivergenz das typische Gerechtigkeitsempfinden eine sehr, sehr typische Seite.
00:42:18: Also ich sehe auch bei ihr die Hochsensibilität.
00:42:21: Sie ist sehr schlau, also auch im Zuge der ADHS-Testung wurde ein überdurchschnittlicher IQ festgestellt.
00:42:27: All das spricht vielleicht dann wiederum für die erste Klasse, aber die emotionale Seite.
00:42:33: ist so wichtig und für mich so viel wertvoller.
00:42:37: Und wie du auch in deinem Buch noch schön geschrieben hast oder gesagt hast, es ist ja nicht in Stein gemeistert, diese Entscheidung.
00:42:43: Natürlich fragt sie, hey, meine anderen Freunde, die sechs sind, die kommen in die erste Klasse.
00:42:48: Wieso?
00:42:48: Was ist da los?
00:42:49: Und ich hoffe, ich konnte ihr es einigermaßen gut erklären.
00:42:53: Ihre engste Kita-Freundin, die fünf ist, die kommen zusammen in dieselbe Vorschulklasse.
00:42:58: Ah, super.
00:42:59: Genau.
00:42:59: Ja, und wenn man dann in zwei Jahren feststellt, nee, die ist eigentlich schon viel weiter, dann gibt es Lösungen, diese Entscheidung wieder umzukehren.
00:43:07: Genau, und auf dem Wege war es wahrscheinlich positiver besetzt als andersrum.
00:43:13: Und das finde ich eben noch mal eine ganz, ganz wertvolle Perspektive zu sagen, ja, der IQ ist da, das kognitive Können ist da, ich erlebe als Lehrkraft Kinder, die von ihrem kognitiven Vermögen her teilweise mit vier eigentlich soweit sind und Interesse haben, Anbucht haben und Zahlen und da wirklich loslegen.
00:43:30: Aber es ist eben nur, wenn überhaupt, die halbe Miete.
00:43:34: Und die andere ist nämlich genauso dieses soziale, das emotionale, auch die Art und Weise, wie man Übergänge meistert.
00:43:41: Und wenn du bei deiner Tochter schon gesehen hast, also der Übergang Kindergarten hat uns zwei Jahre lang wirklich extrem auf Trab gehalten, dann finde ich es extrem verantwortungsbewusst zu sagen.
00:43:53: Ich gehe mal davon aus, dass der Übergang Schule, der ja nochmal herausfordernder ist, weil so viel Neues auf einmal, alles so viel größer, dass wir den ein bisschen im Tempo drosseln und den so Stück für Stück gestalten, gerade wenn du sagst, das ist in einem Gebäude, dann ist ja das quasi jetzt schon Step eins, mit deutlich weniger Druck vielleicht und dann eben da auch mit der besten Freundin.
00:44:16: Und dann kommt die Einschulung ein Jahr später und ich kenne dann aber dieses ganze Prozedere schon und habe mich da schon so ein bisschen vor entlastet.
00:44:23: Das klingt nach einem sehr, sehr guten Weg.
00:44:25: Hast du deine Tochter noch mal speziell irgendwie auf diese Zeit vorbereitet?
00:44:31: Oder ist es schon ein bisschen auf ein zukommen lassen und zu schauen, wie geht's dir und dann zu reagieren?
00:44:39: Also vorbereitet in dem Sinne.
00:44:41: Die Schule ist in derselben Straße und natürlich haben wir dann schon mal, guck mal, hier wird deine Schule sein und auch ein kurzer Weg.
00:44:46: Und wir waren jetzt auch kürzlich einmal auf dem Gelände jetzt in den Sommerferien gewesen und haben uns das ... Die Vorschulhäuser angeschaut.
00:44:57: Sie möchte da nicht so viel darüber reden.
00:45:00: Also, heute ist ja jetzt ihr letzter Kita-Tag.
00:45:04: Heute Abend ist dann noch ein kleines Kita-Abschlussfest.
00:45:07: Es sind dieses Jahr nur sechs Abgänger.
00:45:11: Da freut sie sich drauf.
00:45:12: Und ich glaube, sie ist mit ganz gemischten Gefühlen.
00:45:14: Ich hab sie da auch nicht ... groß dann gedrängt mit mir darüber zu sprechen.
00:45:20: Super.
00:45:20: Ich sehe, wenn sie dann gefragt wird, oh, du kommst in die Schule, freust du dich?
00:45:25: Und dann sehe ich, dass sie brav ja sagt, aber dass sie das noch nicht so richtig fühlt.
00:45:31: Aber sie sagt jetzt auch, Boah, Kindergarten ist langsam echt langweilig.
00:45:34: Und, oh, dann mal dieselben Spiele und so, das ist ja auch gut.
00:45:38: Und wirklich denke ich, dass das, also, ja, sehr spannend.
00:45:43: Ich finde es super, dass du das dann auch nicht forcierst.
00:45:46: Das finde ich eben genauso wichtig, wie Kinder, die da große Ängste haben und ganz, ganz klein schrittige Vorbereitungen quasi dadurch einfordern, darauf zu reagieren.
00:45:55: Aber wenn ein Kind irgendwie darüber auch nicht viel reden will und da gar nicht so ein Riesenaufriss drum macht, dann würde ich das auch nicht zusätzlich pushen.
00:46:05: Da bin ich komplett bei dir.
00:46:06: Und so wie ich das jetzt im Verlauf dieser Folge gehört habe, glaube ich, auf all das, was dann kommt, was man vorher sowieso nie so genau wissen kann, ist sie insofern gut vorbereitet, als dass sie zu Hause einen ziemlich sicheren Hafen hat.
00:46:20: Zum Ende dieser Folge.
00:46:22: Schaue ich immer auf das Gold der Podcast.
00:46:25: Heißt ja, ein Kopf voll Gold.
00:46:27: Und da schaue ich gerne auf die Stärken von Kindern mit bestimmten neurodivagenten Formen.
00:46:34: Die besondere Stärke von Kindern mit ADHS liegt vor allem in
00:46:40: ihrer Kreativität und ihrer überaus lustigen, verrückten Art.
00:46:46: Ja.
00:46:47: Das würde ich doch einfach mal ganz genauso unterschreiben.
00:46:50: Liebe Melanie, ich danke dir für dieses sehr ehrliche, sehr persönliche Gespräch.
00:46:54: Ich glaube, dass es ganz vielen hier Zuhörenden einfach gut getan hat.
00:47:00: und an verschiedensten Stellen denken zu können, das kenne ich, ich bin damit ja gar nicht allein.
00:47:06: Das ist sowieso eines der wertvollsten Gefühle, was man haben kann als neurodivagenter Mensch oder als Elternteil, das neurodivagente Kinder begleitet.
00:47:15: Wir
00:47:16: hören uns wieder in der nächsten Woche, dann wieder mit einem Interviewformat.
00:47:20: in den Show Notes, werde ich noch mal so ein paar Hinweise zu verschiedensten Themen, die wir heute besprochen haben.
00:47:26: Verlinken.
00:47:26: dort könnt ihr gerne vorbeischauen und dann hören wir uns nächste Woche.
00:47:30: Ich freue mich drauf, bis dahin.
00:47:32: Dankeschön.
00:47:34: Und zu guter Letzt natürlich noch ein herzliches Dankeschön an Jakob
00:47:38: Jensch
00:47:38: und VoiceUp Productions für die Bearbeitung und die Produktion dieser Folge.
00:47:45: Ein Kopf voll Gold.
00:47:47: Was neurodivagente Kinder
00:47:49: brauchen und wie wir sie stärken können.
00:48:00: Ein Kopf voll Gold.
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