30. „Gold to Go“ – Warum Neurodivergenz kein Erziehungsfehler ist

Shownotes

Viele Eltern neurodivergenter Kinder tragen schwer an der Frage: „Habe ich etwas falsch gemacht? Habe ich meinem Kind durch meine Erziehung die Neurodivergenz „antrainiert“?“

Hinzu kommt das Umfeld, das schnell urteilt: „Na, du musst halt mal strenger sein…“ In dieser Folge räume ich mit diesem Missverständnis auf: Neurodivergenz – zum Beispiel ADHS – ist keine Folge von Erziehungsfehlern.

Wir klären, was ADHS eigentlich ist und warum es eine neurobiologische Grundlage hat, welche Rolle Genetik und Umweltfaktoren wirklich spielen und warum der Trugschluss entsteht, Eltern seien schuld.

Heutiger Werbepartner: (Beltz-Verlag) [https://www.beltz.de/fachmedien/psychologie/produkte/details/56448-wilbo-weiss-was-ueber-adhs.html]

Hier findet ihr weitere Infos & Ressourcen:

📧 Ihr habt selbst eine Frage oder einen Themenvorschlag? Dann schreibt mir gerne an: einkopfvollgold@gmail.com

Weitere meiner Impulse findest du hier:

🌍 Meine Webseiten:

👉 Meine Kanäle:

Meine Bücher:

📚Wilma Wolkenkopf

📚 Wilma Wolkenkopf auf großer Fahrt

📚 Das kleine Häwas

📚 Ein Kopf voll Gold

📚 Hallo Schulanfang

💌 Kooperationsanfragen bitte an: einkopfvollgold@gmail.com

🎙️ Dieser Podcast wird produziert und betreut von Voice Art Productions

Transkript anzeigen

00:00:00: Hi und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von Gold to Go.

00:00:05: Hier beleuchte ich kurz und knackig verschiedenste Aspekte von Neurodivagens.

00:00:11: Und heute sprechen wir über ein Thema, das sehr viele dieser Eltern beschäftigt, nämlich Neurodivagens und die Frage, ob es denn ein Erziehungsfehler ist.

00:00:22: Zum einen entsteht diese Frage oft aus dem sehr großen Schuldgefühl, dass Eltern neurodivergenter Kinder mit sich tragen.

00:00:29: Hey, war ich es, die dafür gesorgt hat, dass es mein Kind an so vielen Stellen so viel Schwere hat?

00:00:36: Und es liegt auch an dem Feedback, dass diese Eltern in gehäuftem Maße bekommen.

00:00:40: Na, du musst halt mal, oder, ja, das kommt aber raus, wenn man keine Grenzen setzt.

00:00:46: Tja, die kurze Antwort auf die Frage, ob Neurodivergents eine Folge von Erziehungsfehlern ist, lautet Nein.

00:00:54: Aber warum das so ist und woher dieses Missverständnis kommt, das wollen wir uns jetzt mal genauer anschauen.

00:01:02: Ein Kopf voll Gold.

00:01:04: Was Neurodivergente Kinder brauchen und wie wir sie stärken können.

00:01:10: Ein Kopf voll Gold.

00:01:13: Wir nehmen dazu mal das Beispiel ADHS.

00:01:17: ADHS, da steht ja für Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivitätsstörung, es handelt sich nicht um eine Krankheit, sondern um eine neurobiologische Variante.

00:01:28: ADHS-Lenin haben oft zum Beispiel Schwierigkeiten mit bewusstgelenkter Aufmerksamkeit, mit Impulskontrolle, mit Selbstorganisation und so weiter.

00:01:38: Aber und das ist ganz wichtig, das hat hier nichts mit Charakter, Schwächen, Anführungsstrichen zu tun und es ist schon gar kein Erziehungsfehler.

00:01:47: Es hat schlichtweg neurobiologische Hintergründe.

00:01:50: Studien zeigen, dass unter anderem bestimmte Botenstoffe im Gehirn bei ADHS anders arbeiten, zum Beispiel das Dopamin oder das Nordadrenalin.

00:02:01: Auch bildgebende Verfahren, wie zum Beispiel so ein MRT, haben gezeigt, bestimmte Hirnregionen, die für die Aufmerksamkeit und die Impulskontrolle zuständig sind, funktionieren bei ADHS eben einfach etwas anders.

00:02:16: Darum eben, es ist eine Variante von Wahrnehmend denken und fühlen.

00:02:22: Aber keine Krankheit.

00:02:23: Das kann man auch mal schnell einfließen lassen.

00:02:26: Zum Thema Aufmerksamkeit und wie die genau an das funktioniert.

00:02:33: Darüber habe ich schon mal eine Podcast-Folge abgedreht, hätte ich fast gesagt, aufgenommen.

00:02:38: Die kann ich euch sehr, sehr gerne noch mal verlinken.

00:02:40: Auch da erkläre ich das Ganze kurz und knackig, kann man sich, denke ich, noch mal ganz gut anhören.

00:02:47: Ja gut, wenn es jetzt kein Erziehungsfehler ist.

00:02:52: Und übrigens gibt es dazu einschlägige Forschung und Literatur, die das ganz klar zeigen konnten, dass das hier nicht die Ursache.

00:03:02: eine ungünstigen Erziehung ist.

00:03:05: Aber welche Ursache hat es, dann weiß man das schon.

00:03:08: Das ist bis heute noch nicht endgültig geklärt bei noch keiner Neurodivergentenform.

00:03:15: Was aber komplett gesichert ist und auch bisher den größten Anteil ausmacht, ist das Thema Genetik.

00:03:23: Neurodivergentenformen wie eben ADHS sind stark erblich bedingt.

00:03:29: Wenn ein Elternteil betroffen ist, Steigt das Risiko, wenn man von einem Risiko sprechen möchte, sagen wir lieber, steigt einfach die Wahrscheinlichkeit für das eigene Kind deutlich auch ADHS zu haben.

00:03:45: Es ist also nichts, was wir Eltern mit unserer Erziehung antrainieren.

00:03:50: Es ist etwas, was wir genetisch weitergeben.

00:03:52: Deswegen haben wir natürlich schon einen Ja, auch einen Ursachenanteil, aber eben nicht auf Erziehungsebene, sondern auf genetischer Ebene.

00:04:01: Wenn und das passiert auch bei der Elternteile Neurodivagent sind, ja, dann verhält sich das mit den Wahrscheinlichkeiten dann eben entsprechend angepasst.

00:04:12: Ich werde dazu auch noch mal einen sehr guten Artikel verlinken, wo das Ganze auch noch mal wissenschaftlich fundiert von zwei PsychologInnen aufgedrösselt ist.

00:04:23: Aber warum entsteht so diese Idee von, das ist ein Erziehungsfehler?

00:04:26: Warum gibt es diesen Mythos so hartnäckig in Schule, in Gesellschaft?

00:04:32: Warum hält sich die Idee von Neuerga kein Wunder bei den Eltern so, so lange schon?

00:04:39: Das kann unter anderem daran liegen, dass zum Beispiel Kinder mit ADHS, gerade die, die ihre Merkmale nach außen tragen, Einfach häufiger auffallen.

00:04:55: Und in diesem Verhalten, häufiger nicht dem entsprechen, was sich die Gesellschaft so unter kindlich adäquatem Verhalten vorstellt.

00:05:07: Und dann entsteht so der Trugschluss, oh, dieses Kind verhält sich auffällig, dieses Kind verhält sich nicht so, wie ich das erwartet.

00:05:12: Na, das ist schlecht erzogen.

00:05:15: Und dieser Trugschluss wird dann Eltern auch in der Regel sehr, sehr gerne entgegen gebracht.

00:05:22: Gerade wenn das im Umgebung sind, wo viele andere Menschen da auch sich versammeln, zum Beispiel und dann eben auch beobachten können, Familien feiern, im Unterwegssein, sind nicht selten auch diese Merkmale mal deutlicher da.

00:05:37: können, müssen nicht.

00:05:38: Und entsprechend sieht dieses Feedback dann aus.

00:05:41: Eltern bekommen schnellst Schulzuweisung.

00:05:44: Und weil vielleicht auch der eigene Weg mit dem Kind bis dahin nicht ganz so einfach war, ja, haut das auf diese Schuldkerbe natürlich sofort ein und verstärkt diese Schuldidee und verstärkt eben auch die Unsicherheit.

00:05:57: Im Bezug daran habe ich es irgendwie vielleicht doch anerzogen.

00:06:03: Wir können darauf jetzt schon noch mal sehr deutlich mit Nein antworten.

00:06:07: Nun ist es aber nicht so, dass Erziehung sogar keine Rolle spielt in diesem Kontext.

00:06:14: Denn, und das ist auch untersucht, die Art, wie wir unsere neurodivagenten Kinder begleiten, die Art, wie das Familien dem läuft, wie die Alltagsorganisation strukturiert ist, die Art, wie wir mit unseren Kindern sprechen, wie wir auf ihr Verhalten reagieren, hat durchaus ... einen Einfluss darauf, wie stark sich zum Beispiel Symptome zeigen, mit welchem Selbstwert unser neurodivagentes Kind aufwächst, welchen Bezug es zu seiner Diagnose herstellen kann.

00:06:52: Und da können wir als Eltern sehr förderlich agieren, indem wir wie das in jedem Elternkontext eigentlich der Fall sein sollte.

00:07:01: Unser Kind erst mal bedingungslos annehmen, es so schätzen, wie es eben ist und sich präsentiert, indem wir einen sicheren Hafen sind, indem wir zu Hause eine Struktur schaffen, die ja den Bedürfnissen des Kindes entspricht, indem wir unterstützen, indem wir vorstrukturieren, indem wir trösten.

00:07:25: indem wir uns einsetzen, indem wir verlässliche Tagesabläufe haben.

00:07:32: All das, was eben in gewissem Maße sowieso wahrscheinlich in Familien oder in vielen Familien gelten sollte, aber hier einfach vielleicht eine etwas größere Rolle spielt.

00:07:45: Und auch das ist untersucht.

00:07:47: Hier liegt so eine kleine Krux, denn aufgrund ... von gerade beiden noch nicht unterstützter Neurodivergenz, z.B.

00:07:56: durch therapeutische Begleitung, Medikamente oder oder, kann es sein, dass das Verhalten des Kindes für eine Familiendynamik doch eine große Anstrengung mit sich bringt.

00:08:09: Und dieses heavy-nämliche Bedingungslos an einfach nicht innerlich erschwert wird in dem Gefühl der Eltern.

00:08:17: aber in dem Ausdruck durch Verhalten zum Beispiel.

00:08:20: Das ist mir einfach schwererfeld, wenn ich über Wochenendwerk jeden Tag einen Meltdown begleite, einen autistischen Meltdown und alle Eltern, die hier zuhören, die so einen erlebt haben, wissen, wovon ich spreche, dass dann gar nicht mehr so leicht ist, völlig fröhlich pfeifenverständnisvoll auf einen Abend daneben zu sitzen.

00:08:41: Darum ist es umso wichtiger, sich wirklich Hilfe zu holen.

00:08:47: Da haben wir ein Defizit in Deutschland derzeit, weil Therapieplätze gar nicht ausreichend vorhanden sind.

00:08:52: Das ist klar.

00:08:54: Das ist ein ganz ungünstiger Umstand, den ich auch immer wieder versuche, sichtbar zu machen.

00:09:03: Nichtsdestotrotz kann man auch im kleinen Schritt versuchen, sich Unterstützung zu holen.

00:09:10: Vielleicht durch Verwandtschaft, die ... unterstützen möchte und mit dem richtigen Verständnis in die Sache geht, wenn ihr versteht, wie ich meine, durch einfach simplen Austausch mit anderen Eltern, denen es genauso geht.

00:09:23: Dazu finde ich Social Media gerade so einen guten Ort, weil da einfach eine Community ist, die einfach weiß, wovon du sprichst, wo du nicht viel erklären musst.

00:09:33: Und auch das kann schon eine wertvolle Unterstützung sein.

00:09:36: Manchmal bekommen einen kleinen Tipp, einen kleinen Impuls und startet am nächsten Tag deutlich zuversichtiger, vielleicht in den Tag mit dem Kind.

00:09:46: Und das ist eben ein Unterschied, bei dem es sehr wichtig ist, sich den Gut bewusst zu machen.

00:09:52: Ich habe meinem Kind seinen Autismus, die Legasthenie, die ADHS nicht antrainiert.

00:09:58: Es gibt einen genetischen Faktor, der gut untersucht ist.

00:10:01: Da habe ich vielleicht meinen Anteil, aber ich bin nicht schuld an der Neurodivagenz meines Kindes.

00:10:11: Ich habe aber Einfluss darauf, wie mein Kind sein neurodivagentes Leben meistert.

00:10:18: Und damit ich da eine gute Version von mir selbst sein kann, ist es wichtig auf alle mir gerade.

00:10:25: zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung stehende Hilfen zurückzugreifen.

00:10:29: Manchmal ist es eben erst mal nur in Anfangstrichen der Austausch mit anderen Familien, die das kennen.

00:10:35: Und langfristig sollten das durchaus Therapieangebote sein, medikamentöse Unterstützung.

00:10:41: Gerade wenn ich einen Pflegegrad für mein Kind habe feststellen lassen, darüber spreche ich noch mal in einer anderen Folge über diese Pflegegradanträge und was man dann noch mal für Unterstützung bekommt, zum Beispiel Haushaltshilfen usw.

00:10:55: Ich kann auch, also auch auf sowas zurückgreifen.

00:10:57: Und das ist eben auch wichtig, das zu tun, damit wir so förderlich wie möglich begleiten können.

00:11:03: Fehler werden uns trotzdem passieren.

00:11:05: Kann ich aus Erfahrung einer Vierfachmutter absolut sagen.

00:11:09: Aber an der Stelle ... Es ist doch wahnsinnig schön, irgendwie Möglichkeiten zu haben, hier und mein Kind gut unterstützen zu können.

00:11:19: Und die Idee von, das ist jetzt nicht einfach antrainiert und jetzt habe ich keine Chance hier mehr, sondern das ist nicht antrainiert.

00:11:25: Und ich habe nicht durch meine Erziehung hier was verbockt, sondern ganz im Gegenteil, meine Erziehung hat einen Einfluss darauf, wie gut mein Kind damit zurechtkommen kann.

00:11:36: Und da kann ich wirklich ... ganz, ganz viel positiven Unterschied machen.

00:11:43: Alle weiteren Infos, gerade so zu dieser fachlichen Lage, die verlinke ich noch mal in den Show-Notes.

00:11:49: Und ich hoffe, mit ein bisschen mehr Zuversicht und Beruhigung könnt ihr jetzt in die weitere Woche gehen.

00:11:57: Und wir hören uns nächste Woche wieder, dann wieder mit einem Interviewformat, auf das ich mich sehr freue.

00:12:02: Bis dahin!

00:12:04: Und zu guter Letzt natürlich noch ein herzliches Dankeschön an Jakob Jens und VoiceUp Productions für die Bearbeitung und die Produktion dieser Folge.

00:12:15: Ein Kopf voll Gold.

00:12:18: Was Neurodivagente Kinder brauchen und wie wir sie stärken können.

00:12:25: Ein Kopf voll Gold.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.