32. „Gold to Go“ – Warum Langeweile für neurodivergente Kinder eine besondere Herausforderung ist
Shownotes
„Kinder brauchen Langeweile. Sie ist so ein wichtiger Motor.“ – Ein Satz, der insgesamt schon stimmt. Für neurotypische Kinder kann Langeweile ein kreativer Startschuss sein. Für viele neurodivergente Kinder ist das aber ganz anders: Langeweile kann sich wie ein innerer Alarmzustand anfühlen — mit Unruhe, Frustration, Gereiztheit und sogar Schmerz. Statt zur Ruhe zu kommen, geraten sie unter Druck und fühlen sich regelrecht blockiert. In dieser Folge spreche ich darüber, warum Langeweile für neurodivergente Kinder oft Stress bedeutet, welche Rolle Dopaminmangel, exekutive Funktionen und intensives inneres Erleben dabei spielen – und wie wir sie Schritt für Schritt begleiten können, um den Umgang mit Langeweile zu lernen, ohne Selbstwert und Beziehung zu belasten. Empfehlungen aus der Folge: https://www.amazon.de/dp/B0DBHZKQLH?ref=ppxyo2ovdtbfedasintitle https://www.amazon.de/Ich-sehe-Total-verrückte-Schule/dp/3440174654 https://www.amazon.de/Ich-finde-was-Im-Spielzeugland/dp/3440173089
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Transkript anzeigen
00:00:00: Hi und herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von Gold to Go.
00:00:05: Das Format, bei dem wir uns ganz fokussiert zu einzelne Aspekte von Neurodivagent anschauen und uns ihnen mal ganz kurz und knackig widmen.
00:00:13: Und heute beleuchten wir die Langeweile.
00:00:18: Ein Kopf voll Gold, was neurodivagente Kinder brauchen und wie wir sie stärken können.
00:00:27: Ein Kopf voll Gold.
00:00:30: Gleich zu Beginn.
00:00:31: Langeweile ist eigentlich etwas sehr wertvolles.
00:00:34: Das hören wir auch immer wieder.
00:00:35: Gebt den Kindern Langeweile, lasst Langeweile aufkommen, damit sie Raum haben, kreativ zu werden, eigene Ideen zu entwickeln oder eben auch zur Ruhe zu kommen.
00:00:45: Und das ist ein tolles Konzept, eine tolle Idee für viele neurotypische Kinder.
00:00:51: Und ein bisschen Langeweile ist dann wirklich sehr oft auch der Startschuss für Fantasie, Kreativität, für Freispiel und auch für Regulation.
00:01:00: Aber Überraschung, das gilt eben nicht für alle Kinder gleichermaßen.
00:01:06: Für viele neurodivergente Kinder, zum Beispiel eben Kinder mit ADHS-Autismus oder auch Hochbegabung, ist langeweilig eben kein neutraler, netter hohe Zustand aus dem heraus, sie dann so ganz kreativ produktiv werden können, sondern ein massiver Stressauslöser.
00:01:26: Viele neurodivergente Gehirne arbeiten mit einem anderen Grundpegel an Aktivität.
00:01:33: Besonders bei ADHS ist das bekannt.
00:01:35: Das Gehirn hat einen chronischen Mangel Andopamin, also an Botenstoffen, die Motivation und Antrieb regulieren und ist sozusagen, das kann man sich so vorstellen, permanent unterstimuliert.
00:01:48: Das bedeutet, dass das Kern überhaupt nach Reizen sucht.
00:01:52: Und wenn da dann eben nichts ist oder das Kind noch nicht die nötigen Kompetenzen hat, dann auch wirklich gut nach Input.
00:02:03: zu suchen und das dann auch umzusetzen, dann entsteht so ein Gefühl von innerer Lehre, Unruhe, Frustration.
00:02:09: Es ist unfassbar harte Arbeit für das Gehirn, diesen Langeweile Leerlauf auszuhalten.
00:02:17: Und ja, alle Eltern, die das schon mal begleiten mussten, haben das sicherlich deutlich zu spüren bekommen.
00:02:24: Diese Gereiztheit, die Dysregulation, die Überforderung, die in solchen Phasen sehr, sehr schnell entsteht.
00:02:33: Um den Zustand von Langeweile selbstständig verlassen zu können, braucht es tatsächlich Kompetenzen.
00:02:39: Das geht nicht einfach so.
00:02:42: Und genau diese Fähigkeiten, die zum einen in den Bereich der Selbstregulation und zum anderen in den Bereich der exekutiven Funktionen gehören, sind eben bei neurodivergenten Kindern noch nicht stabil entwickelt.
00:02:55: Neurodivergenten Kinder entwickeln sich oft Asenkronen.
00:02:58: Das heißt, so gängige ... Ja, Zeit-Tabellen, das ist sowieso schon bei jedem Kind immer ein bisschen unterschiedlich, aber viele neurodivergenten Kinder fallen extrem aus diesen gängigen Altersstufen raus, in die eine wie in die andere Richtung.
00:03:16: Wenn so ein langweiler Zustand ist, um es mal ganz konkret zu skizzieren, dann muss ich in diesem Zustand auf neue Ideen kommen oder auf Ideen, was ich jetzt mache, Das klappt vielleicht sogar noch, je nachdem wie weit der langweile Zustand schon fortgeschritten ist, denn je länger diese Phase andauert, umso dysregulierter ist auf das Gehirn und umso weniger Platz und Raum ist dafür.
00:03:43: Kreativität oder die Idee von, ach, das könnte ich doch jetzt machen.
00:03:47: Wenn da aber eben eine Idee sein sollte, dann muss ich sie ja planen, ich muss sie organisieren, ich muss überblicken, was brauche ich dafür, ich muss die Einzelschritte kennen, um eine Idee davon zu haben, okay, wie kann ich jetzt starten, was muss ich holen, wie mache ich dann weiter, was brauche ich?
00:04:05: und so weiter.
00:04:06: Und da liegt eben ja noch eine weitere Sache, die ja neue, divergenten Kindern ohnehin schwerfällt.
00:04:14: Das ist also ... Anstrengend.
00:04:16: Und zusätzlich finden wir hier auch wieder was, was wir ja schon vielen anderen Bereichen kennen, Alltagsbereichen, nämlich einen Übergang.
00:04:25: Und wir wissen auch, dass fordert wieder gerade neurodivergente Kinder sehr heraus.
00:04:32: Beziehungsweise eigentlich überfordert es sie ganz, ganz oft.
00:04:37: Also gibt es hier irgendwie so eine komplette Partsituation.
00:04:40: Langeweile Zustand ist extrem anstrengend und fordernd.
00:04:45: sich aus diesem Zustand heraus etwas zuzuwenden, ist aber genauso anstrengend und fordernd und überfordernd.
00:04:53: Das heißt, Kinder sind oft wie gefangen in dieser langweile Situation, werden je länger das dauert, zunehmend handlungsunfähiger, teils verzweifelter und kommen durchaus in sehr starke, emotionale Zustände.
00:05:07: Also statt zur Ruhe zu kommen oder die tollen kreativen Motoren anzuschmeißen, geraten sie einfach ... im Gegenteil komplett in aller Anbereitschaft.
00:05:18: Das ist übrigens ein Grund, warum gerade diese Kinder ein etwas höheres Potenzial für exzessiven Medienkonsum oder Suchtverhalten haben.
00:05:26: Denn Medien schaffen hier einfach eine schnelle verlässliche Abhilfe.
00:05:30: Und hey, seien wir als Eltern jetzt mal wirklich ganz ehrlich, so ab und an greift man darauf vielleicht auch, ja, sehr Hilfe suchen zurück.
00:05:38: Ist auch irgendwie voll okay, ne?
00:05:40: Es soll erst mal jemand unseren Alltag mitmachen, bevor ... Man sich da anmaßt, darüber zu urteilen.
00:05:45: Aber es ist eben schon auch wichtig, andere Angebote zu machen, zu ritualisieren, das zu trainieren, um die Eigenständigkeit und diese ganzen Kompetenzen im Umgang mit Langeweile, die man braucht, schon auch zu trainieren.
00:05:59: Das geht nämlich.
00:06:00: Und es dauert einfach etwas länger.
00:06:02: Wir brauchen, wie immer, etwas mehr Geduld, etwas mehr Begleitung.
00:06:05: Dazu kommen wir gleich noch.
00:06:09: Zu all diesen ... Ja, durchaus herausfordernden Zustand kommt noch hinzu, dass viele neurodivagente Kinder ein intensiveres inneres Erleben haben.
00:06:19: Das heißt, viele Gedanken, Gedankenströme, sehr tief empfundene Emotionen, eine Gefühlstärke, oft wird das auch so betitelt.
00:06:29: Und auch das sind ja starke Reize, die da in einem Kind los sind.
00:06:33: Es wirkt irgendwie Paradox, aber auch Langeweile kann sich innen extrem laut und stark und reizintensiv anfühlen und sogar richtig körperlich wehtun.
00:06:47: Ich bin ja selber noch irredivergent.
00:06:49: Ich kann das genauso bestätigen.
00:06:52: Die Verzweiflung, wenn man diesen Zustand zum Beispiel nicht selbst beenden kann oder zeitlich nicht überblickt.
00:06:58: Und dann kommt eben auch noch diese ganze Zeit-Herausforderung im neurodivergenten Kontext dazu.
00:07:04: Das kann halt diese ohnehin schon sehr intensive Erfahrung von Langeweile und unfordernd intensive Erfahrung ein weiteres Mal verstärken.
00:07:13: Also wirklich im Bewusstsein haben, das hier ist ein anstrengender, stark disregulierender Zustand für diese Kinder.
00:07:23: Und dann gibt es auch noch so einen kleinen Ja... Neben Schauplatz, der allerdings nicht zu verachten ist.
00:07:30: Und das ist der Punkt von Feedback und Selbstwert.
00:07:34: Ey, kannst du dich nicht mal fünf Minuten alleine beschäftigen.
00:07:37: Wie oft hören Kinder das?
00:07:40: Und wie oft bekommen sie einfach ein negatives Feedback zu den Zuständen, in denen sie dann in so langweile Situationen sind?
00:07:50: Und das kann natürlich auch den Stress intensivieren, weil sie denken, ihr würdet ja gerne, aber ich krieg's gar nicht hin.
00:07:58: Und dann schnell wieder der Schluss, ich kann's halt nicht, ich bin unfähig, ich bin falsch, bin ich richtig.
00:08:06: Und das setzt natürlich dann wieder ungute Weichen für die nächste Lehrlaufphase, die ja nun mal einfach Teil von unseren Alltags.
00:08:14: geschehen ist.
00:08:15: Und ja, wenn ich da schon weiß, die anderen erwarten das aber, dass ich das irgendwie hinkriege, kriege ich aber nicht, dann geht es schon mit Stress in eine Situation hinein, die dann noch mal stressintensiver wird und diesen Strudel kennen wahrscheinlich viele Eltern, die das schon mal begleiten mussten und der erklärt sich hier irgendwie auch ganz gut.
00:08:34: Also, Langeweile ist eben nicht gleich Langeweile, sondern das kann, je nachdem wie ein Gehirn eben arbeitet, sehr, sehr unterschiedlich aussehen und ist eben nicht automatisch ein toller kreativer Motor, den wir wirklich möglichst oft einfach so laufen lassen sollten.
00:08:51: Wenn wir das verstehen und auch wieder mal verstehen, dass Kinder da sehr, sehr unterschiedlich sein können, dann können wir aus diesem Verständnis heraus viel liebevoller und geduldiger begleiten.
00:09:02: Und wir können Ihnen helfen, mit dieser Herausforderung Schritt für Schritt besser umzugehen, denn das ist die gute Nachricht.
00:09:08: Das ist durchaus trainierbar.
00:09:10: Das sind Kompetenzen, die man trainieren kann.
00:09:13: Es wird immer etwas mehr Anstrengung brauchen, als es vielleicht bei neurotypischen Kindern der Fall ist.
00:09:20: Aber es ist eben durchaus trainierbar und Kinder, auch neue, divagente Kinder, können hier sich weiterentwickeln.
00:09:30: Dazu gehört erstens, das habe ich im Grunde genommen, schon so angerissen anzuerkennen, dass ich hier ein weiteres mal nicht neurotypische Maßstäbe ansetzen kann, sondern eben wirklich auf das gucken muss, was diese Gehirne mitbringen.
00:09:45: Und gleichzeitig hilft es auch extrem, das schlechte Gewissen beiseite zu packen, dass wir Eltern ja dann doch schnell kriegen, wenn uns vorgeworfen wird, dass wir am besten noch schuld daran sein, dass unser Kind ja ständig Bespaßung bräuchte.
00:10:00: und ja, hat wir schon auch viel zu viel auf Bildschirme geguckt.
00:10:03: Na, you name it, also es gibt, glaube ich jedes, also ich überlege gerade aufs Irgendwas, was ich da noch nicht gehört habe im Laufe meiner Eltern schafft.
00:10:12: Ja, können wir bei Seite schieben, wenn wir einfach gut verstehen, was da bei unseren Kindern passiert und dass wir sehr wahrscheinlich nicht schuld daran sind, sondern dass das etwas damit zu tun hat.
00:10:23: wie unser Kind denkt, wahrnimmt und eben fühlt.
00:10:33: Was können wir denn machen?
00:10:35: Grundlegend hilft präventiv immer das, was sowieso gilt, wenn wir noch eine divergente Kinder begleiten, zum Beispiel eine Tagestransparenz.
00:10:44: Gerade dann, wenn die Kinder ... Wenn die noch jünger sind, dann hilft es, dass ungefähr klar ist, wann passiert heute was?
00:10:52: Wann ist Action?
00:10:53: Aber wann gibt es eben auch Lehrlaufphase?
00:10:55: Wann ist Ruhe?
00:10:56: Was kommt nach dieser Ruhephase?
00:11:00: Und dann vielleicht eben auch schon im Vorfeld zu schauen, was könntest du oder was können wir in dieser Ruhephase tun?
00:11:07: Denn Ruhe und Entspannung, und das ist ganz wichtig.
00:11:11: muss eben nicht mit musiger Langeweile einhergehen.
00:11:16: Das kann eben auch eine ganz andere Tätigkeit mit sich bringen.
00:11:19: Auch das muss nicht neurotypisch aussehen.
00:11:22: Also wenn schon klar ist, das kommt vielleicht auf mich zu, was können wir denn dann machen, ist schon so ein gewisses Sicherheitsfundament gelegt.
00:11:30: Dann gibt es so ganz Ja, konkrete kleine Helferchen, zum Beispiel eine lange Weilebox mit so kleinen Miniativitäten, die eben nicht diesen großen Planungsaufwand brauchen.
00:11:43: Mir ist jetzt gerade langweilig.
00:11:44: Ich möchte aus diesem Zustand rauskommen.
00:11:47: Und da gibt es diese kleine Box.
00:11:48: Da sind vielleicht kleine Puzzle drin.
00:11:50: Da sind Magnetafeln drin.
00:11:52: Da ist vielleicht kinetischer Sand drin.
00:11:54: Schon abgepackt.
00:11:55: Ich muss ihn nur rausnehmen und kann sofort loslegen.
00:11:57: Der reguliert ja auch gleichzeitig und leitet auch wieder ein bisschen.
00:12:02: ab, was sich an Anspannung vielleicht in der langeweile Phase angesammelt hat.
00:12:06: Da können kleine Rätselbücher drin sein, was zum Beispiel viele, viele Kinder im neurodivergenten Spektrum mögen, sind so Fehlersuchbilder, weil sie wahnsinnig gut da drin sind, entweder auf so Details zu achten oder Muster zu erkennen, zu vergleichen und abzugleichen.
00:12:22: Also entweder Dinge, wo man so Sachen suchen muss, da kann ich mal ein paar Verlinken, die ich total cool finde und auch in meiner Klasse habe und auch für meine eigenen Kinder hatte.
00:12:34: Oder eben so Fehler Suchbilder.
00:12:36: Die sind wahnsinnig beliebt.
00:12:38: Oder ja, so Fidget-Sachen kann man da reinpacken.
00:12:41: Oder wir haben jetzt auch gerade so Stickies.
00:12:43: Das sind so kleine Figuren, die man so aneinander sticken kann und so kleine Gebilde damit bauen kann.
00:12:50: Auch das verlinke ich, ist wie immer alles nicht bezahlt und so weiter, sonst würde ich das kennzeichnen.
00:12:56: Das sind einfach Dinge, die wir hier wirklich ganz konkret zu Hause nutzen, die keinen großen Planungsaufwand brauchen und die einen aus dieser Phase erst mal rausholen.
00:13:03: Es geht gar nicht darum, dass man das dann zehn Stunden lang macht, sondern es geht darum, aus dieser Phase rauszukommen in eine neue Aktivität.
00:13:11: Dabei kann auch helfen, kurze Bewegungsaufgaben zu stellen.
00:13:14: Also das Kind ist in diesem Zustand und um das Kind daraus zu holen, kann so eine ganz kurze Bewegungseinheit helfen.
00:13:22: Zum Beispiel schnell mal ab mit dir aufs Trampolin oder einmal den Türrahmen hochklettern oder ganz klassisch drei Hampelmänner machen.
00:13:30: um irgendwie quasi einen Cut zu setzen, aus diesem anstrengenden Zustand rauszuholen.
00:13:36: Und dann können wir eben gucken, wenn das Kind sich einmal kurz bewegt hat, vielleicht ein bisschen Anspannungen abgeleitet hat, dass man dann eben schauen kann, was machen wir denn nun.
00:13:45: Ein ähnlicher Trick sind sogenannte Mikroaufgaben, winzig kleine Aufgaben oder Teilschritte von größeren Aufgaben, die auch erst mal ganz leicht umzusetzen sind, die wirklich nur eine gezielte Tätigkeit sind.
00:13:58: um aus diesem Langeweile-Zustand rauszukommen oder eben um aus einer anderen Aktivität rauszukommen und gar nicht erst in diese Langeweile zu rutschen.
00:14:06: Das kann sein, hey, kurz eine Saftschorle machen, die Post aus dem Briefkasten holen, die Katze füttern oder oder alles so kleine, ganz gezielte Dinge, um aus diesem lähmenden Langeweile-Zustand schnell rauszukommen, um dann in dieser Aktivität zu sein und weiterzuschauen, was man dann macht.
00:14:24: Denn wenn Kinder in diesem lähmenden Zustand sind, dann wird das unlängst schwerer, damit große Ideen um die Ecke zu kommen.
00:14:31: Dann hören wir ganz oft, nee, will nicht, keine Lust.
00:14:33: Und dann denkt man, du hast keinen Bock auf Langeweile, aber du hast auch keinen Bock auf das, was ich hier alles vorschlage.
00:14:39: Es braucht da oft erst mal was ganz niedrigschwelliges, was ganz schnelles, kleines, was man kurz machen kann, dann auch schnell abgeschlossen ist.
00:14:46: Und dann ist das Kind wieder in einem anderen Zustand, um sich überhaupt weiteren Ideen.
00:14:51: widmen zu können.
00:14:53: Um das Kind noch ein bisschen mehr zu aktivieren, kann man da auch immer so klitzekleine Wettkämpfe einbauen, wirklich da aufs Kind schauen.
00:14:58: Für viele funktioniert es total gut.
00:15:01: Manche mögen es nicht so gern, muss man schauen.
00:15:03: Was meine ich damit?
00:15:04: Zum Beispiel so an sagen wie, schaffst du diese und die eine kleine Miniaufgabe, bevor ich langsam bis zehn gezählt habe?
00:15:13: Oder schaffst du das und das, bevor ich meine Schuhe zugebunden hab?
00:15:17: Oder schaffst du das und das, bevor ich mir die Zähne geputzt hab?
00:15:20: Schauen wir doch mal.
00:15:22: So was hilft ganz oft, um noch mal so einen kleinen Motivationsfaktor dazu zu packen.
00:15:26: So einen kleinen Impuls, das mögen gerade Kinder im ADHS-Bereich sehr, sehr gerne.
00:15:35: Wenn jetzt ein Kind schon selbst auf eine Idee gekommen ist und das Problem ist eher ... das dann auch umzusetzen, weil es vielleicht sehr viele Teilschritte in der Vorbereitung hat.
00:15:47: Nehmen wir mal das Beispiel, Turschen.
00:15:49: das Kind nimmt sich jetzt vor, okay, ich gehe aus der einen Sache raus.
00:15:54: ist kurz in diesem langen Weile-Moment und schafft es dann so, ich glaub, ich möchte gern tuschen.
00:15:58: Denn ist das erst mal was, was wir positiv zurückmelden können.
00:16:01: Hey, super Idee, da hast du dir was Gutes überlegt, das machen wir.
00:16:05: Also wirklich auch solche kleinen Erfolge wie, hey, du bist auf die Idee gekommen, du hast dir überlegt, was danach kommen kann, ohne dass du von außen einen Anreiz gebraucht hast.
00:16:14: Super Sache.
00:16:15: Und dann eben zu helfen bei der Organisation dieser Idee.
00:16:21: Denn Duschen ist ja nicht, ich stelle mir das schnell hin, dann lege ich los, sondern Duschen ist ja, ich muss eine Idee haben.
00:16:26: Ich muss das Wasser vorbereiten, Pinselblätter, ich brauche einen Ort dafür und dann muss ich immer loslegen.
00:16:34: Und dann kann man eben wie gesagt positives Feedback zur Idee und dann bei der Vorbereitung helfen.
00:16:40: Also zum Beispiel sagen du willst das Wasser, ich bereite Unterlagepinselblätter und Farbe vor und dann treffen wir uns und dann kann es losgehen.
00:16:49: eine letzte Idee, die ich jetzt gerade irgendwo bei Instagram gesehen habe.
00:16:53: Ich finde aber dieses Studium nicht mehr falsch, dass jemand finden sollte oder mal gesehen hat, gerne in die Kommentare damit.
00:17:01: Und es ist auch so ein kleines, lange Weileplakat gestalten.
00:17:04: Also auf diesem Plakat kann man ganz individuell festhalten, was sind denn Dinge, die ich eigentlich irgendwie immer gerne mache?
00:17:12: eigentlich knete ich total gerne zum Beispiel.
00:17:15: Das mache ich total gerne und deswegen kommt das darauf.
00:17:18: Und wenn man dann das Kinderzimmer auch so organisiert hat, dass das eine Box ist, wo alles, was zum Kneten gehört, komplett schon drin ist, das ist übrigens auch mal so ein kleiner Side-Tipp noch an der Stelle.
00:17:30: Wir haben das hier so organisiert, dass die Dinge, dass so Aktivitäten und die Sachen, die man dazu braucht, wenn möglichst immer an einem Ort oder in einer Kiste zum Beispiel zusammenliegen, so dass man weiß, ich muss jetzt nicht von da das holen und von hier noch dies und dann brauche ich noch das und aus der Schublade muss ich noch jenes holen, sondern ich weiß, ich habe jetzt Bock zu kneten.
00:17:52: Ich finde alle Knetwerkzeuge, die Knete selber und eine Unterlage in so einem, wir haben das in so einem Korb zum Beispiel.
00:17:59: Und dann könnte ich das auf so ein Plakat packen und das könnte ich mir gut sichtbar ins Zimmer hängen beispielsweise.
00:18:05: Und allein dieses, ich habe so eine Ideensammlung, hilft schon schneller in diese Richtung zu kommen und dann zu wissen, das könnte ich machen.
00:18:15: Das ist immer ganz wichtig.
00:18:17: Wahrscheinlich keine Hilfe für die nächsten zwanzig Jahre und das funktioniert ab da auch nicht für immer ganz verlässlich, sondern das muss ausgetauscht werden.
00:18:24: Manchmal braucht man solche unterstützenden Sachen auch nur eine gewisse Weile und Kinder kommen dann plötzlich in eine gewisse Selbstständigkeit.
00:18:31: Es ist einfach eine Möglichkeit, so das Ganze ein bisschen zu fördern und voranzubringen.
00:18:38: Mit der Zeit kommen auch neurodivagente Kinder durch.
00:18:42: diese Unterstützung, diese Begleitung und das damit verbundene ständige Üben, das ist nämlich Üben und Training in mehr Selbstständigkeit.
00:18:50: Ich habe ja auch schon ein paar ältere Kinder, auch sehr junge, aber ich mache schon ein paar ältere und kann genau diese Entwicklung sehr klar beobachten.
00:18:59: Sie brauchen dafür mehr Unterstützung, das kennen wir, älter neurodivagente Kinder ja schon und oft auch mehr Zeit, man muss einen längeren Atem haben dabei, auch das kennen wir oft, aber sie kommen dahin und entwickeln dadurch aus eben auch diese Fähigkeiten, die es braucht.
00:19:19: Also kein schlechtes Gewissen mehr, wenn bei euch dieses, ach Kinder brauchen doch auch mehr Langeweile, Kinder brauchen, das ist so wichtig, ja, ja, aber ... Kein schlechtes Gewissen mehr, wenn das noch nicht so sehr mit eurer Realität zusammenpasst.
00:19:34: Findet da euren Weg, lasst euch und den Kindern Zeit, verschafft euch eben auch durch Atmepausen, durch die Strategien, die ich eben genannt hab.
00:19:43: Und wenn es dann ab und an mal vielleicht auch eine Folge irgendwas ist, ne?
00:19:48: Lassen wir mal ... Ich will nicht sagen, die Kirche im Dorf, aber dann können wir, glaub ich, auch ganz ehrlich sein ... Das kann ein Weg sein, wenn wir vielleicht auch anders gar nicht so die Unterstützung haben.
00:20:01: Ich möchte das einfach an dieser Stelle so benennen, weil ich weiß, dass das etwas ist, worauf Eltern, die sehr, sehr, sehr begleitungsintensive Kinder haben und die da ständig gefordert sind, dass es etwas ist, worauf die zurückgreifen.
00:20:15: Und ich möchte nicht, dass er aus dieser Folge rausgeht und sagt, okay, das könnte man noch machen, das könnte man noch machen.
00:20:22: Aber manchmal setze ich mein Kind dann doch einfach mal ... zu einer Folge, damit ich wenigstens einmal auch mein Gehirn für fünf Minuten runterfahren kann und nicht zuständig bin.
00:20:31: Und wie gesagt, voll okay.
00:20:34: Kein schlechtes Gewissen mehr an dieser Stelle.
00:20:36: Solange das alles in Balance ist und wir das andere eben auch mit trainieren, ist das absolut kein Thema.
00:20:42: Und es sollten erst mal andere Eltern unsere Begleitungsaufgaben wahrnehmen, bevor sie sich erlauben können, darüber zu urteilen.
00:20:51: In diesem Sinne hoffe ich, ihr habt ihr einiges mitgenommen.
00:20:55: Und dann freue ich mich auf die nächste Folge.
00:20:58: Die wird wieder ein Interviewformat sein.
00:21:01: Freut euch drauf.
00:21:02: Ich tue es.
00:21:03: Bis dahin.
00:21:05: Und zu guter Letzt natürlich noch ein herzliches Dankeschön an Jakob Jensch und Voice-Up Productions für die Bearbeitung und die Produktion dieser Folge.
00:21:16: Ein Kopf voll Gold.
00:21:19: Was Neuro-Divagente-Kinder brauchen und wie wir sie stärken können.
00:21:25: Wir kommen fight fight!
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